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Die
Thematik
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Fontanes
Romane sind Gesell-schaftsromane; sie üben vehement
Kritik an den Auswüchsen der preußischen Gesellschaft:
ihrer Inhumanität, ihrer Verachtung des Natürlichen
und ihrer Äußerlich-keit. |
»Effi
Briest« entlarvt in mehrfacher Weise Schwächen
der adeligen preußischen Gesellschaft des ausgehenden
19. Jahrhunderts.
• Der Adel lebte mit einem starren Korsett von Werten
und Normen, die nicht in Frage gestellt werden und an
denen der Einzelne gnadenlos gemessen wird.
• Mit der Kritik an dem Ehrenkult und der Duellpraxis
entlarvt Fontane den sich als ideal betrachtenden, militarisierten
preußischen Staat als Götzen und Teufel, der
Menschenopfer forderte.
• Mit Figuren wie Innstetten und Wüllersdorf
(und anderen) stellt der Roman preußische Tugenden
wie unerbittliches Pflichtdenken und Prinzipientreue als
inhuman bloß.
• Fontane zeigt die Menschen in einem Zustand der
Entfremdung. Wegen der gesellschaftlichen Enge konnten
sie ihre Natürlichkeit, ihre Emotionalitäl,
ihr Menschsein nicht leben, sondern wurden zu Standeskreaturen
verbogen -oder sie wurden zu Außenseitern.
• Insbesondere als Frau wurde man in diesem System
Opfer -wenn man es nicht vorzog, das System so zu verinnerlichen,
dass auch frau zum Täter wurde, d. h. gesellschaftliche
Erwartungen rücksichtslos durchsetzte.
In Form und Gestaltung ist der Roman ein Musterbeispiel
des Bürgerlichen Realismus.
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Die
blutjunge Effi Briest ist in ihrer Ehe mit dem Karrierebeamten
Innstetten so unglücklich, dass sie eine kurze Affäre
mit Major Crampas eingeht, die Jahre später zufällig
ans Licht kommt. Crampas fällt im Duell, Effi gerät
ins soziale Aus und stirbt schließlich. |
Die
17-jährige Landadelstochter Effi von Briest aus dem
brandenburgischen Hohen-Cremmen heiratet den zwanzig Jahre
älteren Baron von Innstetten. Landrat im hinterpommerschen
Kessin. Da ihr karriereorientierter Mann sich kaum um
sie kümmert und sie in Kessin außer einem alten
Mann keine Freunde findet, auch nicht unter dem dümmlichen
Landadel, droht Effi in ihren Bedürfnissen nach Anregung
und Lehen und in ihrer natürlichen Art auszutrocknen.
So hat sie mit dem ..Damenmann" Major Crampas eine
kurze Affäre, die sie aber keineswegs glücklich
macht und daher gern beendet, als ihr nichtsahnender Mann
ins Ministerium nach Berlin berufen wird.
Dort scheint doch noch alles gut zu werden: die Ehe bessert
sich, das gesellschaftliche Leben ist anregend und von
Erfolg begleitet. Während eines Kuraufenthaltes von
Effi findet Innstetten zufällig alte Liebesbriefe
von Crampas an seine Frau. Obwohl die Affäre seit
Jahren vorbei ist und obwohl Innstetten seine Frau liebt
und keinen Hass empfindet, vermag er sich vom Ehrenkodex
seiner Schicht nicht zu distanzieren. Er tötet Crampas
im Duell und lässt sich von Effi scheiden: sie darf
ihre Tochter nicht mehr sehen und lebt von nun an sozial
völlig isoliert, da auch ihre Eltern sie zunächst
nicht aufnehmen.
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