Der amerikanische Bürgerkrieg, welcher der
einzige jemals ausgetragene Krieg auf amerikanischem Boden ist,
spielt eine besondere Rolle im Bewusstsein der Amerikaner. Vor Ausbruch
des Krieges im Jahr 1861 hatten die Südstaatler den höchsten
Lebensstandard in der ganzen Welt. Weizen, Tabak, Indigo, Reis,
Zuckerrohr, Hanf und Baumwolle waren die wichtigsten Anbauprodukte
der Plantagen im Süden des Landes. Diese riesigen Plantagen
waren nach Ansicht der Südstaatler ohne die Arbeit von Sklaven
unmöglich zu bewirtschaften. Zwischen 1619 und 1808 wurden
ca. 650.000 Afrikaner in die Vereinigten Staaten von Amerika gebracht,
davon die meisten in den Süden. Obwohl 1860 nur 1/4 aller Südstaatler
Sklaven besaßen, war die regionale Wirtschaft von der Sklaverei
doch sehr abhängig. Im Norden dagegen war die Sklaverei aufgrund
des hohen Industrialisierungsgrades und der erforderlichen Qualifikationen
in diesem Bereich weniger von Bedeutung. Anti-Sklaverei Proteste
kamen im Norden zu Beginn des 19. Jahrhunderts auf. Obwohl die Einfuhr
von Sklaven bereits 1808 von der Verfassung untersagt wurde, konnten
auch weiterhin Sklaven in den Südstaaten gehalten werden. 19
Staaten im Norden und Westen der Vereinigten Staaten von Amerika
verboten bis 1861 die Sklaverei, während 15 Staaten, insbesondere
im Süden des Landes die Sklaverei weiterhin erlaubten. In dieser
Situation stellte die republikanische Partei 1860 den populären,
der Sklaverei kritisch gegenüber stehenden A. Lincoln als Kandidaten
auf. Lincolns Wahlsieg wurde vom Süden zum Anlass genommen,
sich vom Norden zu lösen.
Bei Amtsantritt Abraham Lincolns traten 11 Südstaaten unter
dem Präsidenten J. Davis aus dem Staatenbund aus, denn sie
befürchteten, dass Abraham Lincoln nun die Sklaverei im ganzen
Staatsgebiet untersagen würde. Neben der Sklaverei hatte es
jedoch noch einige andere Streitpunkte, insbesondere im wirtschaftlichen
Bereich, gegeben. So entwickelten sich die wirtschaftspolitischen
Vorstellungen des industrialisierten Nordens konträr zu denen
des Südens. Die starkte Wirtschaftsexpansion im Norden, gefördert
durch Schutzzölle und liberalistische Arbeitsmarktpolitik war
mit den staatlich-gesellschaftlichen Vorstellungen der Sklaven -und
Plantagenbesitzer einfach unvereinbar. Außerdem fragten sich
Politiker des Südens zunehmend, ob der von der Vefassung bestimmte
Grundsatz des Primates der Union vor den Einzelstaaten gültig
sein sollte. Mit anderen Worten Politiker des Südens waren
der Ansicht, dass die US Regierung in Washington nicht berechtigt
sei, den Bundesstaaten Gesetze aufzuerlegen, die den Interessen
der Bundesstaaten zuwiderlaufen.
Diese 11 Südstaaten bildeten die Konföderierten Staaten
von Amerika in dem Glauben wirtschaftlich stark genug zu sein, um
eine Eigenständigkeit zu riskieren. Abraham Lincoln jedoch
gab sich mit der Unabhängigkeit der Südstaaten nicht zufrieden.
Als die Konföderierten einen Militärposten in Süd
Carolina, Fort Sumter, angriffen, schickte President Lincoln Truppen,
um das Fort zurückzuerobern. Der Süden sah dies als eine
Kriegserklärung an. Der Krieg zwischen dem Norden und dem Süden
des Landes hatte begonnen. Vier Jahre später ergab sich eine
besiegte und zahlenmäßig völlig unterlegene Konföderierten
-Armee den Unionstruppen. Neueste militärische Erfindungen
und Techniken wie Schützengräben, Minen, Schnellfeuergewehre
und Kriegsschiffe machten diesen Kriegn zum ersten "modernen"
Krieg in der Geschichte.
Von 1861-1865 starben mehr als 600.000
Menschen und weitere 470.000 Menschen wurden verwundet. Jeder dritte
Haushalt im Süden hatte einen Sohn oder Vater verloren. Große
Teile der Infrastruktur waren völlig zerstört und Großstädte
wie Atlanta, Colombia, Richmond und Jackson standen in Flammen.
Zurückkehrende Südstaatler fanden ihre Häuser in
Schutt und Asche und ihre Farmen verwüstet vor. Viele Sklaven
hatten auf der Seite der unionsgeführten Truppen gekämpft.
Der Süden war durch die Kriegsanstrengungen und die lange Wirtschaftsblockade
ruiniert, das Plantagensystem zuerborchen, während der Norden
und Nordwesten durch den Krieg einen ungeheuren konjunkturellen
Aufschwung erfahren hatte.
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