Lange Zeit herrschte in den Kolonien ein erbitterter
Kampf ums Überleben, aber dennoch führte dieser nur teilweise
zu einer Solidarisierung unter den Koloniebewohnern. Zusammenarbeit
zwischen den Kolonien war selten, es sei denn, es ging um die Bekämpfung
der amerikanischen Ureinwohner- der Indianer-, denn die Gegensätze,
die auf sprachlichen, religiösen und kulturellen Verschiedenheiten
beruhten, waren immens. Die einzelnen Kolonien unterschieden sich
hinsichtlich ihres rechtlichen Status, ihrer Wirtschafts- und Sozialstruktur,
ihrer Religionszugehörigkeit und der ethnischen Herkunft der
Koloniebewohner.
Pennsylvania sowie der südliche Teil New Jersey´s wurden überwiegend
von Linkspuritanern, sogenannten Quäkern bewohnt; Maryland wurde
zwar von einem Katholiken als Heimat für Katholiken gegründet,
Puritaner bildeten aber schon bald die Bevölkerungsmehrheit; In
den südlichen Kolonien überwogen zwar Angehörige der anglikanischen
Kirche, aber dennoch ließen sich z.B. in den beiden Carolina Kolonien
auch Hugenotten und Puritaner aus England nieder.Allgemein war der Trend
festzustellen, daß in den nördlichen Kolonien überwiegend
religiöse, in Europa wegen ihres Glaubens verfolgte Minderheiten
siedelten, während in den südlichen Kolonien meist Gläubige
der anglikanischen Kirche eine Heimat fanden. Während in Massachusetts
jedermann nach streng puritanischem Glauben leben mußte und zudem
noch seine Lebensweise detailliert vorgeschrieben bekam, herrschte in
Rhode Island Religionsfreiheit und in vielerlei Hinsicht Toleranz. Hierzu
zwei Zitate, die das Zusammenleben in Rhode Island bzw. in Massachusetts
im 17. Jahrhundert schildern:
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Rhode Island:
„
Die Gesetze sollen allein die Fragen des öffentlichen
Zusammenlebens ordnen und die Obrigkeit soll keinen Zwang auf
die Gewissensentscheidungen der Bürger ausüben; ...
Alle Gesetze, die Juden zwingen Christen zu werden ... die
Heiden zwingen, Christen zu werden, alle diese Gesetze sind
Ketten, die man zerbrechen muß. Sie verstoßen gegen
das oberste Gesetz, das für jedermann Gültigkeit
hat, gegen das Gesetz des Gewissens.“
Aus: "Vertrag
der Siedler von Rhode Island"; zitiert nach F. Hetmann,
Profile der Demokratie, Würzburg 1969, S. 23
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Massachusetts:
„
Was war davon zu halten, daß nur Mitglieder der puritanischen
Kirche das Stimmrecht besaßen? Was war davon zu halten,
daß der Besuch des Gottesdienstes gesetzliche Pflicht war,
gleichgültig, ob man sich zu dieser Kirche und ihren Lehren
bekannte oder nicht? War es recht, daß die Kirche der Staat
und der Staat die Kirche war ? ... Da gab es Männer, die
einen Spaziergang am Sonntag als eine Sünde gegen das Gebot
des Sabbats ansahen und andere, deren einziges und höchstes
Vergnügen darin bestand, sich in den eigenen schon zu Lebzeiten
bereitstehenden Sarg zu legen und über den Tod nachzudenken.
Sie hatten Gesetze und Verordnungen erlassen, die alles so regelten,
wie es Gott wohlgefällig war: Gesetze nicht nur über
die Gebete und den Glauben, sondern auch über Kleidung,
das Essen, über das Reden und die Arbeit.“
Schilderung über
die Zustände in Massachusetts, der Kolonie der „Pilgerväter“.
In : F. Hetmann, Profile der Demokratie, Würzburg
1969, S. 14/15
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Massachussetts war zur damaligen Zeit das typische
Beispiel für die in Neu-England vorherrschende „royal
colony“, die der britischen Krone direkt unterstand und von
einem mit weitgehenden Ernennungsrechten ausgestatteten, von der
Krone eingesetzten Gouverneur regiert wurde.
Rhode Island dagegen war wie Connecticut eine sogenannte „charter
colony“, welche weitestgehende Autonomie besaß und ihren
Gouverneur selbst wählen konnte.
Man kann also feststellen, dass es unter den dreizehn Urkolonien solche
gab, die sich bereits vom Mutterland sowohl politisch als auch ideologisch
distanziert hatten und andere, die noch den typischen englischen Kolonialcharakter
hatten.Politisch und religiös Verfolgte hatten Europa verlassen,
um im fernen Land der unbegrenzten Möglichkeiten ein Leben frei
von Unterdrückung und kirchlicher Gängelei zu führen,
doch wie wir am Beispiel von Massachusetts gesehen haben, hatten sich
diese Hoffnungen vielerorts nicht im Geringsten erfüllt.
Auch bei der Betrachtung der Wirtschafts- und Sozialstruktur der einzelnen
Kolonien kann man unschwer erkennen, dass vorallem die südlichen
Kolonien noch sehr stark europäische Laster trugen, denn hier hatte
sich an der Armut der großen Masse der Bauern nichts geändert.
Genau wie in Europa, gab es auch in Georgia, North- und South Carolina
eklatante Einkommens- und Besitzunterschiede; hier standen einer riesigen
Zahl von armen Pächtern wenige vermögende Großgrundbesitzer
gegenüber. Die Einkommens-und Landverteilung im Norden war dagegen
wesentlich ausgeglichener und gerechter. Während der Süden
im Sinne der europäischen Händler nahezu einseitig auf die
Land- und Plantagenwirtschaft setzte, überwog im Norden Handel,
Gewerbe sowie Fischfang.
Amerika wird zum Schmelztigel
Erst die andauernden Streitigkeiten mit dem englischen Mutterland, die
1776 in einen Krieg um die Unabhängigkeit eskalierten, ließen
die Unterschiede in den Hintergrund rücken und die Kolonisten sich
als Amerikaner fühlen. Insofern hatte der Krieg trotz all seiner
Grausamkeit auch einen positiven Effekt, denn er ließ die so unterschiedlichen
Kolonien zu einer Nation verschmelzen. Während man sich Anfang des
18. Jahrhunderts noch wegen seiner Abstammung und Religionszugehörigkeit
diskriminiert hatte, war es mit Beginn der Finanzstreitigkeiten mit England
nur noch wichtig, auf welcher Seite man stand. Vor dem Hintergrund des
Kriegsgeschehens war nur noch entscheidend, ob man bereit war, Seite
an Seite mit den Rebellen zu kämpfen. Ende des 18. Jahrhunderts
lebten etwa 4 Millionen Menschen in Nordamerika: - außer den schwarzen
Sklaven, Engländer, Deutsche, Iren, Franzosen, Schotten, Schweizer,
Italiener - Alle brachten ihre Sprache, Ihre Religion und ihre Lebensgewohnheiten
mit sich, aber dennoch fühlte sich jeder als Amerikaner. Eheschließungen,
die gemeinsame Sorge um das tägliche Leben, der gemeinsame Kampf
gegen die Wildnis, der Wille, eine Gemeinschaft aufzubauen, in der möglichst
jeder die Chance haben sollte, wirtschaftlich voranzukommen, all dies
, hatte die Menschen in all den Jahren verbunden. Die große Not
der letzten Jahre vor Ausbruch des Kriegs und die jedem bewußte
Notwendigkeit, zusammenhalten zu müssen, hatte die Kampf- und Arbeitsbereitschaft
eines jeden einzelnen schließlich absolut gesetzt. So schrieb ein
holländischer Geschäftsmann 1787 über die Amerikaner:
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„Ihre Sehnsucht nach Unabhängigkeit, ihr grenzenloses
Vertrauen in die Zukunft treten stark in den Vordergrund. Untereinander
kennen sie keine Unterwürfigkeit und fühlen sich-
weit mehr als das bei uns in Holland der Fall ist- gleichrangig,
wie groß die gesellschaftlichen Unterschiede auch immer
sein mögen ... [ Werkstätten] wo ich die Inhaber
neben den Arbeitern mitschaffen sah... Ich habe Vertrauen zu
diesem Volk gewonnen. Die Menschen sind sachlich eingestellt
und arbeiten sehr hart, um ihren Wohlstand zu mehren. Es herrscht
eine wohltuende Freiheit auf religiösem, politischem und
wirtschaftlichem Gebiet.“
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Um auch in Zukunft zu gewährleisten, dass sich
die Amerikaner trotz ihrer Verschiedenheit als eine Nation fühlen,
wurde vierlerorts, insbesondere in Schulen der Pledge of
Alliance eingeführt, dessen Worte "under God",
die 1965 von President Dwight D. Eisenhower hinzugefügt wurden,
bis heute sehr umstritten sind.
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I
pledge allegiance to the Flag |
|
of
the United States of America,
|
and
to the Republic for which it stands: |
one
Nation under God, indivisible,
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With
Liberty and Justice for all.
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