Der Begriff Spieltheorie wird sowohl in professionellen als auch akademischen Szenarien häufig verwendet. Zu verstehen, worum es sich bei Spieltheorie handelt kann dabei helfen, Entscheidungsprozesse in Spielen und der echten Welt nachzuvollziehen, auch wenn die Theorie keinen automatischen Erfolg garantiert. Wir gehen in diesem Artikel darauf ein, worum es sich bei Spieltheorie handelt, welche Geschichte der Bereich hat und wo man sie anwenden kann. Dabei geht es in erster Linie darum, Interesse und ein Grundverständnis zu wecken, woraufhin man sich eigenständig informieren sollte.
Erste Formulierung und weitere Entwicklung
Die Spieltheorie ist ein Zweig der Mathematik, findet aber auch in der Philosophie und Wirtschaft Anwendung. Diskussionen über die Mathematik, die hinter Spielen steckt, haben schon lange begonnen, ehe die moderne Spieltheorie auf den Plan trat. Ziel der Spieltheorie ist es kurz und knapp, Vorhersagen über den Ausgang von Spielen zu liefern. Eines der ersten Werke in diesem Bereich ist wohl das "Liber de ludo aleae", was auf Deutsch so viel heißt wie "Das Buch der Glücksspiele". Es wurde bereits
1564 von Gerolamo Cardano geschrieben. In den folgenden Jahrhunderten fanden sich Aspekte seiner Theorien in den Werken von Philosophen, Mathematikern und Wirtschaftstheoretikern, ohne dass sich die Spieltheorie als eigenes Wissenschafts-gebiet herauskristallisiert hat.
Erst 1928 kam es erneut zu einem Durchbruch, durch John von Neumanns Artikel "On the Theory of Games of Strategy". Mit seinem Co-Autor Oscar Morgenstern veröffentlichte Neumann 1944 ein Buch zu dem Thema, unter dem Titel "Theory of Games and Economic Behavior". In den 1950er Jahren setzen sie ihre Arbeit fort, was einen entscheidenden Einfluss auf die Überlegungen von John Nash zu dem Thema hatte. Während dieser Periode erhielt die Spieltheorie einigen Aufwind, so dass sie in der Philosophie und in Politikwissenschaften aktiv genutzt wurde. Der Prozess hielt jahrelang an und fand schließlich seinen Weg in andere Wissenschaftszweige. Einige Anhänger der Spieltheorie gewannen Nobelpreise, wie Robert Aumann, und sorgten für entscheidende Neuerungen, beispielsweise in der Biologie oder der Wirtschaftstheorie.
Was ist Spieltheorie?
Bei der Spieltheorie handelt es sich um eine mathematische Theorie. Darin werden Entscheidungssituationen modelliert, bei denen mehrere Akteure miteinander interagieren und strategisch voneinander abhängig sind. Die Spieltheorie versucht unter anderem rationale Verhaltensweisen für soziale Konfliktsituationen abzuleiten. Dabei hängt die korrekte Entscheidung in Situationen davon ab, wie sich die anderen beteiligten Personen verhalten, aber auch, welches Verhalten man von ihnen erwartet.
Man unterscheidet zwischen kooperativer und nicht-kooperativer Spieltheorie. Von kooperativer Spieltheorie spricht man, wenn es möglich ist, bindende Verträge mit den Mitspielern einzugehen. Wenn die Kooperation von Spielern auf deren jeweiligen Eigeninteressen beruht, spricht man von nicht-kooperativer Spieltheorie.
Die Definition eines Spiels unterscheidet sich in der Spieltheorie von der gebräuchlichen Verwendung des Begriffs. Es handelt sich um ein Modell, bei dem die Teilnehmer gegenseitig die Ergebnisse ihrer Entscheidungen beeinflussen. Dadurch werden Spiele, die man alleine spielt, aus der Theorie ausgeklammert. Verwaltungsaufgaben und die Koordination von Arbeitsschritten können in die Spieltheorie fallen. Der entscheidende Punkt ist, dass jedes Individuum in einem Spiel eigene Entscheidungen trifft, die von den Entscheidungen der anderen Spieler beeinflusst werden. So kann sich die rationale Verhaltensweise in einer Situation ändern, je nachdem, welches Verhalten man von den anderen Teilnehmern erwartet.
Wo findet die Spieltheorie Anwendung?
Die Spieltheorie hat sehr viele unterschiedliche Anwendungsbereiche, in der Mathematik, Wirtschaft, Politik, Geschichte, Philosophie, Biologie und bei tatsächlichen Spielen. So kann der Weihnachtsfrieden 1914 und das "Gefangenendilemma" beispielsweise als Modell der Spieltheorie zur Erklärung für die Fraternisierung im Ersten Weltkrieg herangezogen werden. Viele Aspekte des Lebens können als Spiel verstanden werden, so beispielsweise auch die Evolution. Die Spieltheorie hilft unter anderem zu erklären, warum die Arbeiterinnen einer Ameisenkolonie den Nachwuchs der Königin umsorgen, statt selbst welchen zu zeugen. Oder warum sich die menschliche Zivilisation und Gesellschaft auf die Weise entwickelt hat, die wir heute antreffen.
Die Spieltheorie trifft auf jede Situation zu, in denen Spieler gegeneinander antreten, wobei die Entscheidungen aller Teilnehmer den Gewinn der Einzelpersonen beeinflussen. Dieser Gewinn kann, anders als bei beispielsweise einem 500% Casino Bonus, der als Spielanreiz ganz im Sinne der Gamification zu verstehen ist, sowohl positiv, als auch negativ ausfallen. Man spricht hier von Nullsummenspielen. Es gibt nur eine begrenzte Anzahl an Gewinnmöglichkeiten, um die sich alle Spieler streiten. Die Theorie lässt sich beispielsweise beim Kampf um Futterquellen im Tierreich oder dem Konflikt um ein von zwei Nationen umstrittenes Territorium anwenden.
Eine der einfacheren Anwendungen der Spieltheorie geht auf Situationen ein, in denen die Spieler direkt im Wettstreit miteinander liegen. Ein gutes Beispiel dafür ist Poker. Es handelt sich um ein im höchsten Maße soziales Glücksspiel, bei der die Merkmale der Spieltheorie besonders deutlich werden. Ob man mit nur einem Gegner spielt, an einem Tisch oder gar einem Turnier, die Erfolgsaussichten hängen davon ab, welche Verhaltensweisen man von seinen Gegenspielern erwartet. Der Kern des Bluffens liegt darin, dass man ein Verhalten präsentiert, das nicht zu den Karten passt, die man tatsächlich auf der Hand hat, so dass die Gegenspieler die falschen Schlüsse darüber ziehen. Um die Spieltheorie praktisch anzuwenden, sollte man sich die folgenden Punkte vergegenwärtigen:
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Spieler identifizieren |
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Verhaltensoptionen für die einzelnen Spieler herausfinden |
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Raster mit Szenarien erstellen, die auf den einzelnen Verhaltensweisen beruhen |
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Gewinnwahrscheinlichkeit für die unterschiedlichen Szenarien ermitteln |
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Auswerten, welche Strategie am ehesten zum Erfolg führt |
Warum ist Spieltheorie wichtig?
Spieltheorie hat wie bereits erwähnt etliche wichtige Anwendungsgebiete, auf die wir hier genauer eingehen wollen.
Menschliches Verhalten in strategischen Situationen verstehen
Wenn man nachvollziehen kann, wie bestimmte strategische Situationen die Entscheidung eines Spielers beeinflussen, kann man daraus mannigfaltigen Nutzen ziehen. Neben dem besseren Verständnis der menschlichen Natur kann man beispielsweise in Videospielen vorhersehen, wie sich Spieler voraussichtlich verhalten werden, wenn man sie mit bestimmten Reizen konfrontiert.
Marketing und Dynamiken auf dem Arbeitsmarkt begreifen
Durch die Spieltheorie kann man im Berufsalltag einige interessante und wichtige Erkenntnisse gewinnen. So beispielsweise, auf welche Marketingstrategie Kunden am ehesten ansprechen werden oder wie sich Angestellte in bestimmten Situationen verhalten werden. Das kann einen entscheidenden Vorteil in der Unternehmensplanung bedeuten und wird gerade von Beratern häufig genutzt.
Einschätzungen über die Effizienz von Entscheidungsfindungsprozessen
Demokratie ist ein wundervolles Konzept, zwar zeigt uns die Spieltheorie, dass es nicht immer effizient ist, die Entscheidung über wichtige Fragen der Allgemeinheit zu überlassen. Wenn beispielsweise in einer Kommune abgestimmt würde, welches Bauprojekt Vorrang haben sollte, könnte sich der Prozess durch die Eigeninteressen sämtlicher Individuen sehr lange hinziehen.
Grenzen der Spieltheorie
Die Spieltheorie ist kein Allheilmittel für alle Probleme der Welt – hier gehen wir auf einige Grenzen der Theorie ein.
Beruht auf Annahmen
Bei der Spieltheorie beruht einiges auf mathematischen Vorannahmen, die sich nicht endgültig prüfen haben lassen. So kann man davon ausgehen, dass sie zutreffen, zwar kann es immer wieder zu erheblichen Abweichungen von der Realität kommen.
Begrenzte Reichweite
Die Spieltheorie lässt sich auf kleine Systeme gut anwenden. Wenn die Spiele komplexer werden, mehr Spieler vorhanden sind und es eine große Anzahl an möglichen Zügen gibt, kann sie unüberschaubar kompliziert werden, so dass sie ihren praktischen Nutzen einbüßt.
Häufige Fehlinterpretationen
Eine verbreitete Fehlinterpretation der Spieltheorie ist, dass sie sich nur auf kompetitive Situationen anwenden lässt. Im Gegenteil können Loyalität und Vertrauen eine entscheidende Rolle in der Spieltheorie spielen, wobei alle Parteien auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten.
Letzte Worte
Dieser Artikel gibt nur einen kleinen Einblick in das Feld der Spieltheorie. Jeder, der Interesse an dem Thema entwickelt hat, sollte unbedingt eigene Nachforschungen anstellen. Ein guter Startpunkt wären beispielsweise die Vorlesungen über die menschliche Verhaltensbiologie, die Professor Robert Sapolsky an der Stanford University gehalten hat. Dort werden unter anderem Anwendungsbereiche der Spieltheorie im Tierreich behandelt und spannende Beispiele vorgestellt. |