Bürgerkrieg in Syrien
Chronologie : Der Bürgerkrieg in Syrien in den Jahren .... |
13. August 2021
Syrischen Truppen greifen offenbar derzeit die frühere Oppositionshochburg Daraa an. Zahlreiche Menschen wurden in den vergangenen Tagen getötet, knapp 20.000 mussten UN-Angaben zufolge ihre Heimat verlassen. Syriens Präsident hängt von seinen Unterstützern Russland und Iran ab, die aber teilweise konkurrierende Interessen verfolgen. 2018 gelang es Bashar al-Assad zwar die Region Daraa zurückzuerobern doch auf Druck von Moskau musste der Herrscher in Damaskus auf eine vollständige Besetzung der Provinz verzichten. Damit kam Russland Forderungen von Israel entgegen, dessen Grenze nur 30 Kilometer von der Provinz entfernt ist. Israel hat ein großes Interesse daran, dass sich iranische Milizen, die an der Seite von Assads Truppen kämpfen, nicht in dem Gebiet festsetzen. Russlands Präsident Wladimir Putin ist es wohl auch ganz recht, wenn Teherans Einfluss in Syrien gebremst wird.
Tagebuch der türkischen Militäroffensive:
05. März 2020
Der türkische Präsident Erdogan und sein russischer Amtskollege wollen heute in Moskau nach einer Lösung des Syrien-Konflikts suchen. Einfach werden die Gespräche aber nicht werden.
Beide Seiten werfen sich gegenseitig vor, Absprachen, die der russische Präsident Wladimir Putin und der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan im September 2018 in Sotschi trafen, nicht eingehalten zu haben. Vereinbart war, dass die Türkei die Kämpfer aus Idlib heruasdrängt. Als Gegenleistung versprach Assad ein Ende weiterer Angriffe auf Idlib. Der Kreml wirft der Türkei vor, die Terroristen nicht unter Kontrolle zu haben.
02. März 2020
Die Türkei hat ihre Drohung wahrgemacht, die Grenzen zur EU für Flüchtlinge zu öffnen. Seither haben sich offenbar Hunderttausende auf den Weg nach Europa gemacht. Nach Angaben des griechischen Innenministers Süleyman Soylu befinden sich derzeit schon 117.000 Migranten im Grenzgebiet zu Griechenland. Den wenigsten scheint es bisher gelungen zu sein, die Grenze in die Europäische Union zu überqueren. Die griechische Regierung hat mittlerweile Verstärkung durch die europäische Grenzschutzagentur Frontex angefordert.
Zuvor hatte die Türkei den Westen um Unterstützung der
türkischen Interessen in der nordsyrischen Provinz Idlib gebeten, doch die NATO möchte in keinen Krieg hineingezogen werden und lehnte kurzerhand eine militärische Unterstützung ab.
Die Türkei hat dann im Alleingang einen Angriff gegen syrische Militäreinheiten gestartet. Bei der Operation Frühlingsschild sollen zwei syrische Kampfflugzeuge, acht Hubschrauber und zwei Drohnen abgeschossen worden sein. Außerdem sollen 135 syrische Panzer zerstört und 2557 Regimesoldaten kampfunfähig gemacht worden sein - so zumindest die türkischen Angaben. Nach dieser militärischen Offensive folgen nun zahlreiche diplomatische Bemühungen.
Am Montag nachmittag kamen der US-Sonderbeauftragte für Syrien, James Jeffrey und die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Kelly Craft, nach Ankara. Am Dienstag wird der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu seinen britischen Amtskollegen Dominic Raab empfangen, am Tag darauf den russischen Außenminister Sergej Lawrow. Am Donnerstag möchte Erdogan zu seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin nach Moskau reisen.
02. März 2020
Die Türkei hat offenbar zwei syrische Kampfllugzeuge des Typs SU-24 aus russischer Produktion abgeschossen. Die vier Piloten der Kampfjets hätten sich mit Fallschirmen gerettet und seien sicher gelandet.
29. Februar 2020
Der türkische Präsident Erdogan das vorläufige Ende des Flüchtlingspakts verkündet. Er wirft der Europäischen Union vor, sich an Absprachen nicht gehalten zu haben und versprochene Gelder nicht überwiesen zu haben. Allein seit gestern sollen rund 18.000 Menschen über die türkischen Grenzen Richtung EU gegangen sein. Bis zum Ende des Tages werden bis zu 25.000 Migranten erwartet.
28. Februar 2020
Auf Drängen der Türkei hat die NATO eine Sondersitzung einberufen. Ankara fordert den Beistand des Militärbündnisses und droht ansonsten mit einer Grenzöffnung für Flüchtlinge.
Die NATO hat den Luftangriff auf türkische Soldaten in Syrien als "rücksichtslos" verurteilt. Zugleich forderte das Militärbündnis Russland und Syrien dazu auf, das internationale Recht zu respektieren. NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg rief aber die Konfliktparteien zur Deeskalation auf, um eine weitere Verschlimmerung der "schrecklichen humanitären Lage" in der Region zu vermeiden. Auf konkrete Forderungen der Türkei nach einer Flugverbotszone über Nordsyrien ging NATO Generalsekretär Stoltenberg aber nicht ein.
Russland hat angekündigt, zwei mit Marschflugkörpern bestückte Kriegsschiffe ins Mittelmeer zur syrischen Küste entsenden zu wollen.
Die türkische Regierung hat mittlerweile Tausende Soldaten nach Idlib entsendet, um die Offensive der syrischen Regierung aufzuhalten. Die Türkei unterstützt in dem Konflikt islamistische Rebellen. Russland und der Iran unterstützen dagegen das Assad-Regime.
27. Februar 2020
Am Donnerstagabend sind in der Provinz Idlib offenbar 36 türkische Soldaten durch Angriffe der syrischen Regierung getötet worden.
03. Februar 2020
Am Montag haben syrische Soldaten bei ihrem Vormarsch gegen Rebellen in Idlib nach Angaben der türkischen Regierung acht türkische Armeeangehörige getötet. Wenig später startete die Türkei einen Vergeltungsangriff, bei dem mehrere syrische Soldaten ums Leben kamen. Erdogan hat nun angekündigt, in Zukunft jeden Luft- oder Bodenangriff der syrischen Seite "ohne eine Warnung auf die gleiche Weise“ beantworten zu wollen.
2017 hatten sich Russland und die Türkei darauf verständigt, in Idlib eine sogenannte Deeskalationszone einzurichten, um eine großangelegte syrische Offensive zu verhindern. In dem Gebiet rund um Idlib leben derzeit schätzungsweise rund drei Millionen Menschen.
Nach Angaben der Vereinten Nationen sind seit Beginn von Assads Militäroffensive bereits mehr als 500.000 Menschen in Richtung der türkischen Grenze geflohen.
25. Oktober 2019
Die USA haben überraschend ankündigt, Panzerverbände nach Syrien zu schicken, angeblich um Ölfelder vor der IS-Terrormiliz zu schützen. 2014 hatte die IS-Terrormiliz die Ölfelder in der Provinz Deir Essor unter ihre Kontrolle gebracht und damit Millionenbeträge verdient.
Kritik an dem Vorhaben der USA kam sogleich aus Russland. Kremlsprecher Dmitri Peskow stellte klar, dass die USA kein Recht hätten, sich auf syrischem Gebiet weiter aufzuhalten. Lediglich russische Streitkräfte würden sich wegen der Erlaubnis der syrischen Führung legitim in Syrien aufhalten, so der Kreml.
Russland befürchtet, dass sich die USA Zugang zu den syrischen Ölquellen sichern und zugleich verhindern möchten, dass Syrien als rechtmäßiger Eigentümer der Ölquellen mit dem Verkauf von Erdöl Geld verdient.
Seit Beginn des Bürgerkriegs unterliegt Syrien einem internationalen Ölembargo. Schon seit Jahren leidet daher die Regierung von Syriens Machthaber Baschar al-Assad unter Energie-Versorgungsengpässen.
Seit Anfang des Jahres gelangen auch kaum noch iranische Öllieferungen nach Syrien.
22. Oktober
Wenige Stunden vor dem Auslaufen der vereinbarten Waffenruhe in den umkämpften Gebieten hat der türkische Präsident Erdogan mit der Fortsetzung der Offensive in Nordsyrien gedroht.
Der IS hat sich an vielen Orten neu organisiert. Noch immer befinden sich rund 12 000 bis 14 000 IS-Mitglieder und ihre Angehörigen in der Region.
18. Oktober
Am 18. Oktober hat die Türkei den USA zugesagt, ihren Militäreinsatz gegen kurdische Milizen fünf Tage zu unterbrechen. In dieser Zeit soll sich die Kurdenmiliz YPG aus der Grenzregion zurückziehen, ihre schweren Waffen ablegen und ihre Stellungen zerstören. Während eine US Delegation in Ankara verhandelt, hat der Sprecher des Präsidentenpalastes, Ibrahim Kalin, eine russische Delegation, unter anderem den Sonderbotschafter für Syrien, Alexander Lawrentjew emfpangen. Am Dienstag den 22.10. sind Gespräche zwischen dem türkischen Präsidenten Erdogan und Russlands Präsident Wladimir Putin in der Schwarzmeer-Stadt Sotschi vorgesehen.
14. Oktober
Am Montag den 14. Oktober sind syrische Regierungstruppen in dem kurdisch kontrollierten Norden des Landes eingetroffen.
Die syrische Truppenverlegung in die autonomen Kurdengebiete erfolgt auf eine Vereinbarung der SDF mit der Regierung von Syriens Präsident Baschar al-Assad und Russland. Ebenfalls am Montag hat die US-Regierung mehrere Strafmaßnahmen gegen die Türkei verhängt.
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Eine Anhebung von Strafzöllen auf Stahlimporte aus der Türkei |
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den Abbruch von Gesprächen über ein Handelsabkommen |
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Sanktionen gegen türkische Minister und Ministerien |
Seit Beginn der Offensive am Mittwoch den 9. Oktober sind nach türkischen Angaben 440 kurdische Kämpfer getötet worden.
Die syrisch-kurdischen Kräfte sprechen dagegen nur von 56 Toten in ihren Reihen.
Mit Unterstützung von Assads Armee haben die Kurdenmilizen in Syrien mit Gegenangriffen auf türkische Soldaten begonnen. Die Türkei bezifferte die Zahl ihrer getöteten Soldaten mit vier. Weitere 16 verbündete syrische Kämpfer sollen außerdem umgekommen sein.
Russische Soldaten haben derweil ein zurückgelassenes US-Lager in Beschlag genommen. Auch am Dienstag den 15. Oktober lieferte sich die türkische Armee erbitterte Gefechte mit der Kurdenmiliz YPG.
US-Truppen haben die Stadt Manbidsch verlassen und sind nun Richtung Irak unterwegs. Wenig später rückte
das russische Militär und Einheiten der syrischen Armee von Präsident Baschar al-Assad nach. Den Syrisch Demokratischen Kräften (SDF) unter Führung der YPG ist es offenbar gelungen, die wichtige Grenzstadt Ras al-Ain von den Türken zurückzuerobern. Zwei Tage zuvor hatten türkische Truppen den Ort mit Unterstützung von Rebellen der sogenannten Syrischen Nationalarmee unter ihre Kontrolle gebracht gehabt. Bei Kämpfen zwischen Kurdenmilizen und türkischen Truppen in Manbidsch wurden ein türkischer Soldat getötet und 18 weitere verletzt.
Der türkische Präsident Erdogan hat unterdessen die internationale Gemeinschaft in einem Beitrag für die Zeitung "The Wall Street Journal" aufgerufen, entweder die Türkei im Kampf gegen die Kurdenmilizen zu unterstützen oder sich darauf vorzubereiten, Flüchtlinge aus Syrien aufzunehmen. Eine Äußerung, die wohl einer Art Erpressung gleich kommt. Den Kurden unterstellte Erdogan, absichtlich IS-Kämpfer freizulassen.
Rückzug von VW - Pläne für das neue VW Werk
nahe Izmir auf Eis gelegt
Der türkische Präsident steht wegen des Militäreinsatzes in Nordsyrien unter Druck. Am Dienstagmorgen teilte der VW Konzern mit, dass die Entscheidung für das neue Werk vom Vorstand der Volkswagen AG vertagt worden ist. Volkswagens erklärter Rückzug aus der Türkei verstimmt Manager in dem Land. Eigentlich stand die Entscheidung für das Werk in Manisa, in der Nähe der türkischen Küstenstadt Izmir, längst fest. In der geplanten neuen VW Fabrik sollten ab Ende 2022 unter anderem der VW-Passat, aber auch der Superb von der Schwestermarke Skoda gefertigt werden. Volkswagen wollte bis zu 300.000 zusätzliche Fahrzeuge pro Jahr in der Türkei vom Band rollen lassen. Bis zu 4000 neue Stellen sollten entstehen. Nun schreckt der Konzern wegen des Angriffs in Syrien im letzten Moment doch noch zurück obwohl die Planung für das neue VW Werk nahe Izmir längst in trockenen Tüchern war.
Oktober 2019
Die USA haben angekündigt, ihre Truppen zurückzuziehen. Die Türkei steht offenbar unmittelbar vor einem Einmarsch in Syrien.
Die Weltgemeinschaft lehnt weiterhin die Vorstellungen Ankaras ab, in Nordsyrien entlang der türkischen Grenze eine Sicherheitszone unter türkischer Kontrolle zu errichten.
Eine Zwangsumsiedlung von Syrien-Flüchtlingen dorthin möchte man nicht akzeptieren.
Die Weltgemeinschaft sieht den türkischen Vorstoß zur Errichtung einer Sicherheitszone unter türkischer Kontrolle gleich mehrfach sehr kritisch. Man befürchtet, dass
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die Militäraktion den begonnenen politischen Prozess zur Befriedung Syriens gefährdet |
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neue Kampfhandlungen den sogenannten Islamischen Staat unter Umständen wieder stärken |
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das menschliche Leid in der Region verstärkt wird |
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die Kämpfe weitere Vertreibungen und Flüchtlinge provozieren |
UN-Generalsekretär António Guterres hat die Konfliktparteien zu "maximaler Zurückhaltung" aufgerufen. US Präsident Trump hat Recep Tayyip Erdogan für den 13. November ins Weiße Haus eingeladen und der Türkei mit massiven wirtschaftlichen Sanktionen gedroht.
Der Iran- Verbündeter der Assad-Regierung - stellte sich gegen eine Militäroffensive der Türkei in Nordsyrien und ermahnte die Türkei, die territoriale Integrität Syriens sowie die Souveränität der Regierung des Landes in jedem Fall zu respektieren.
Die Türkei begründet den Militäreinsatz im Nachbarland mit ihrem Recht auf Selbstverteidigung. Von den Warnungen und Appellen zeigt sich Ankara bislang unbeeindruckt. Forderungen der USA nach einer sofortigen Waffenruhe hat Erdogan kategorisch abgelehnt.
Erdogan sieht die kurdischen YPG-Milizen als Terroristen an. Weitere Soldaten und gepanzerte Fahrzeuge werden an die Grenze verlegt.
Am 9. Oktober hat die türkische Offensive gegen kurdische Milizen in Nordsyrien begonnen.
Als Antwort auf die türkische Militäroffensive in Nordsyrien hat die deutsche Bundesregierung deutsche Rüstungsexporte in die Türkei eingeschränkt. Der Export von Waffen, die in dem Konflikt genutzt werden können, soll nicht mehr genehmigt werden. Bestehende Verträge sollen jedoch eingehalten werden. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die Türkei aufgefordert, die Militäroffensive zu beenden. Auch Bundesaußenminister Heiko Maas verurteilte das Vorgehen der Türkei. Darauf hat Erdogan den deutschen Außenminister Maas einen "Dilettanten genannt.
US Präsident Trump hat Recep Tayyip Erdogan unmissverständlich klar gemacht, dass die türkische Militäroffensive in Nordsyrien eine humanitäre Krise herbeiführt und zudem die Voraussetzungen für mögliche Kriegsverbrechen schafft. Gleichzeitig verteidigte Trump den US Truppenabzug erneut und erinnerte an sein Wahlversprechen, die US-Soldaten aus den "endlosen Kriegen" zurückzuholen.
US-Vizepräsident Mike Pence möchte am kommenden Mittwoch zusammen mit Außenminister Mike Pompeo zu einer Vermittlungs-mission im Konflikt zwischen Türkei und Kurdenmilizen aufbrechen. Mit empfindlichen Sanktionen will US-Präsident Donald Trump die Türkei dazu zwingen, ihre Offensive in Nordsyrien abzubrechen. Am Montag den 14.10. hat US Präsident Trump die Strafzölle auf türkische Stahlimporte wieder auf 50 Prozent verdoppelt und Gespräche über ein Handelsabkommen im Umfang von 100 Milliarden Dollar mit der Türkei umgehend gestoppt. Etwaiger Besitz der drei türkischen Minister für Verteidigung, Energie und Inneres in den USA wird bis auf Weiteres eingefroren.
Mai 2019
In Idlib gehen die Kämpfe weiter. Mitten in einer eigentlich entmilitarisierten Zone, kämpfen Rebellen und Terroristen am Boden, während offenbar Russland und Syrien aus der Luft bombadieren. 180.000 Menschen mussten erneut aus der Gefahrenzone fliehen. Viele von ihnen sitzen derzeit irgendwo unter Bäumen. Nach den Ausführungen eines UN-Nothilfekoordinators sind seit April 18 Krankenhäuser in Syrien bombardiert worden.
Noch immer ist unklar, weswegen die Krankenhäuser immer wieder unter Beschuss geraten. Schließlich geben Helfer, Krankenhäuser und die Vereinten Nationen die Koordinaten aller Krankenhäuser und Hilfseinrichtungen an die Kriegsparteien weiter, eben um deren Beschuss zu verhindern. Dennoch passiert es immer wieder. Wer dahinter steckt, bleibt weiter im Dunklen. Das syrische Regime weist jede Verantwortung von sich. Der russische Botschafter ebenso.
-> weiter zurückliegende Berichte zur Gewalt in Syrien
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