Mittwoch, 16. März 2011
Die Lage in Fukushima scheint in der Nacht zumindest für einige Stunden völlig außer Kontrolle geraten zu sein. Um 4:33 wurden sämtliche im AkW verbliebenen Techniker aufgefordert, das Gelände wegen extremer Strahlenbelastung zu verlassen. Inzwischen ist die Evakuierungsanordnung aber wieder aufgehoben worden. Die kurzfristig hohe Radioaktivität war offenbar durch ein Ablassen des Drucks aus einem der Reaktorblöcke verursacht worden. Am Mittwoch morgen (05:47) hat ein neues Erdbeben der Stärke 6.0 die Region um die Hauptstadt Tokio erschüttert. Gegen 11:10 ist der Löscheinsatz mit Helikoptern über dem Reaktor 3 des Atomkraftwerks Fukushima I offenbar abgebrochen worden, möglicherweise wegen der hohen Radioaktivität über dem AKW. Man ist sich aber nicht sicher, was zu der starken Rauchentwicklung über Reaktorblock 3 geführt hat. In Reaktorblock 3 lagern Brennstäbe mit hochgiftigen Plutonium. Die japanische Regierung schließt nicht aus, dass dort womöglich die innere Reaktorhülle beschädigt ist. Kurz nach 0:00 hat es offenbar auch einen neuen Brand im Reaktor 4 von Fukushima gegeben, der die Kontrolleinheit der Wasser-kühlanlage erfasst hat. Glücklicherweise steht momentan der Wind günstig über dem Katastrophengebiet. Er bläst wieder aufs Meer. Am Abend hat die Polizei den Tod von 4312 Menschen in zwölf Präfekturen bestätigt. Offiziell werden noch 8606 Menschen in sechs Verwaltungsbezirken vermisst.
Die Drohne Global Hawk des US-Militärs soll mit
hochauflösenden Kameras Klarheit über das Innere der havarierten Atomreaktoren in Fukushima geben. Am frühen Abend wurden Wasserwerfer in Stellung gebracht, die mit ihren Löschkanonen das Innere der zerstörten Atommeiler bewässern sollen. US Behörden gehen davon aus, dass im Abklingbecken von Reaktor 4 gebrauchte Brennstäbe freiliegen, weil dort wegen der Explosion kein Wasser mehr ist. Unterdessen hat die chinesische Regierung alle geplanten Atomprojekte erst einmal auf Eis gelegt. Man möchte die Sicherheitsbestimmungen der AkWs überarbeiten.
Fachkundige Infos von der Gesellschaft für Anlagen und Reaktorsicherheit:
-> Informationen zur Lage der Kernkraftwerke in Fukushima, Onagawa und Tokai
Kleiner Hoffnungsschimmer:
Eine neue Stromleitung, die das angeschlagene Kühlsystem in der Atomanlage wieder in Gang bringen soll, ist nach Angaben der Betreiberfirma fast fertig.
Hilfeleistungen anderer Länder:
Südkorea möchte Japan mit Borsäure aushelfen. Die Chemikalie Bor absorbiert Neutronen, verlangsamt die Kernspaltung und soll die Reaktoren so zusätzlich abkühlen. Die USA schicken US-Truppen zur Unterstützung. Außerdem stellen die USA Hochdruckpumpen für die Kühlung der beschädigten Reaktoren zur Verfügung. Viele andere Länder möchten auf das Bittgesuch Japans hin mit Medikamenten, Feldlazarette, Decken und anderen Sachleistungen aushelfen.
>> LIVE - Ticker der Jahrhundertkatastrophe in Japan vom 16. März << (Stern.de)
>> Liveticker der nuklearen Katastrophe in Japan, 16. März << (Spiegel.de)
Dienstag, 15. März 2011
Atomsicherheitsbehörde (ASN) hat den Störfall am AKW Fukushima I nun auf Stufe 6
der bis 7 reichenden internationalen Skala eingestuft. Damit steht Fukushima I an der Schwelle zum Super-GAU, also zu einem atomaren Störfall, der nicht mehr beherrschbar ist! Grund für diese Einstufung war die Beschädigung des Schutzmantels in Block 2 in der Nacht zum Dienstag. Auch in Deutschland hat der voraussichtliche Super-Gau in Japan massive Konsequenzen. Kanzerlin Merkel hat sich mit den Ministerpräsidenten der Länder, in denen AKWs stehen, auf die Stillegung von insgesamt 8 Atomkraftwerken verständigt. Betroffen sind alle Atommeiler, die vor 1980 gebaut wurden sowie das AKW Krümmel, dass häufig durch Pannen von sich hören lässt.
-> Liste der Atomkraftwerke in Deutschland, die geschlossen werden sollen.
Auch die Landeshauptstadt Tokio erscheint vielen ausländischen Bürgern nicht mehr sicher. Viele ausländische Firmen, darunter auch SAP und Infineon haben damit begonnen, ihre Mitarbeiter und deren Angehörige in den als sicherer gelegenen Süden zu verlegen. BMW, Continental und Volkswagen fliegen ihre deutschen Beschäftigten sogar außer Landes. Die Deutsche Lufthansa hat erklärt, dass sie Tokia wegen der Strahlenbelastung vorerst nicht mehr anfliegen werde und leitet ihre Flüge nach Nagoya und Osaka um.
Muss ein Super-Gau befürchtet werden?
Die Atomaufsicht des Landes teilte jüngst mit, dass in der Außenwand des Reaktors 4,
der vor dem Beben abgeschaltet worden war, nach einem Brand zwei Löcher mit einer Größe von jeweils acht Quadratmetern erkennbar wären.
Videos zur Lage in Japan (Stand 15. März)
Feuer ist in einem Lager für verbrauchte Brennstäbe ausgebrochen. Als direkte Folge ist Radioaktivität in die Atmosphäre entwichen. Die Strahlenwerte auf dem Gelände des Atomkraftwerkes Fukushima I erreichen inzwischen laut Regierungssprecher Yukio Edano ein "gesundheitsgefährdendes Niveau". In einzelnen Bereichen des Kraftwerkes wurden 400 Millisievert pro Stunde gemessen. Der Grenzwert der Strahlenbelastung für ein Jahr ist damit um das 400fache überschritten. Ein Großteil der Arbeiter des AKWs hat inzwischen das AKW verlassen müssen. Lediglich 50 Mitarbeiter bleiben zurück um die Stabilität der Anlage zu sichern. In einem Kühlbecken für abgebrannte Kernbrennstäbe kocht das Wasser. Es droht zu verdampfen.
Leider hat der Wind in Richtung Süden gedreht, so dass auch die Millionenmetropole Tokio bedroht ist. Mehrere Botschaften und internationale Konzerne haben derweil Beschäftigte dazu aufgerufen die von Radioaktivität betroffenen Gebiete nach Möglichkeit zu verlassen. Als erste Fluggesellschaft hat Air China seine Flüge nach Tokio abgesagt. In einer Ansprache bat Premierminister Kan die japanischen Bürger um Besonnenheit. Vermutlich werde in den nächsten Tagen weitere Radioaktivität austreten und daher sollten alle im Umkreis von nun 30 km umbedingt Fenster und Türen geschlossen halten.
Grafik. Evakuierungs- und Sicherheitszone (Stand 15. März)
In der benachbarten Präfektur Yamagata werden diverse Schutzräume für betroffene Bürger eingerichtet. Der THW beendet seinen Einsatz in Japan. Es ist kaum noch mit Überlebenden des Tsunamis zu rechnen.
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>> Liveticker der nuklearen Katastrophe in Japan, 15. März << (Spiegel.de)
Montag, 14. März 2011
Es hat sich ein weiteres Beben der Stärke 6,2 ereignet.
Die Lage in den betroffenen AKWs ist nach Angaben von Premierminister Naoto Kan auch weiterhin besorgnis-erregend. Dennoch gebe es aber keinen Grund zur Panik, meint zumindest der Premier.
In Reaktor 3 hat es nach Angaben der japanischen Regierung nun ebenso wie in Reaktorblock 1 eine Wasserstoffexplosion gegeben. Dabei wurden 11 Arbeiter verletzt. Das Dach des Reaktorblock sei zwar zerstört, aber die Stahlhülle, also der innere Schutzmantel des Reaktors, sei bei der Explosion nicht beschädigt worden. Nach Angaben von Regierungssprecher Yukio Edano sei jedoch im Umfeld der Anlage keine erhöhte Radioaktivität gemessen worden.
Unterdessen hat der Gouverneur von Tokio eine Strahlenmessung in der Hauptstadt angeordnet. Aus den Reaktordruckbehältern im Atomkraftwerk Fukushima wird radioaktiv verseuchtes Wasser direkt ins Meer zurück geleitet.
Die Kühlung von Reaktor 2 im AKW Fukushima I funktioniert nach Angabe des Kraftwerksbetreibers Tepco ebenfalls nicht mehr. Nach Angaben der Betreiberfirma Tokio Eletric Power Company ist der Reaktorblock 2 wohl mindestens 140 Minuten lang nicht im Wasser gewesen. INsofern stellt sich die Frage, ob es auch hier zumindest ansatzweise zu einer höchst gefährlichen Kernschmelze gekommen ist. Bei einer eventuellen Kernschmelze würden sich die Brennstäbe verflüssigen und in eine unkontrollierbare, radioaktive Schmelze verwandeln. Ein Gemisch aus radioaktivem Spaltmaterial und Metall, das bis zu 2000 Grad Celsius oder noch heißer wird, könnte sich im schlimmsten Fall durch den Schutzmantel fressen und einen Super-Gau, vergleichbar mit Tschernobyl verursachen. Durch die Explosionen der Nachbarreaktoren von Block 1 und Block 3 seien im Gebäude des Reaktors 2 bereits Löcher entstanden, durch die entstehender Wasserstoff entweiche.
Am Abend (gegen 21:00) hat sich in der Region Tokio ein weiteres kurzes Nachbeben der Stärke 4,1 ereignet. Berichte über Schäden oder Verletzungen gibt es derzeit nicht.
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>> Liveticker der nuklearen Katastrophe in Japan, 14. März << (Spiegel.de)
>> Liveticker der nuklearen Katastrophe in Japan, 14. März << (Abendblatt.de)
Zerstörungen durch Beben und Tsunami
Es sind mehr als 500.000 Menschen in Japan obdachlos geworden.
Weitere 80.000 mussten ihre Wohnungen verlassen als die Sicherheitszone um die havarierten Kernkraftwerke in Fukushima auf 20 Kilometer ausdehnt wurde. Die Infrastruktur in Japan ist massiv geschädigt worden. Unzählige Straßen und Eisenbahnlinien sind zerstört worden. Darüber hinaus sind mindestens 6 Häfen im Krisengebiet so stark beschädigt worden, dass sie vermutlich über Jahre außer Betrieb sind.
Besonders betroffen sind die Anlagen in Onahama, Hachinohe, Ishinomaki und Sendai.
Zudem sind unzählige Container-Schiffe durch den Tsunami zerstört worden. Insofern
sind erheblichen Störungen der internationalen Handelsströme zu befürchten. Die Hilfs- und Aufräumarbeiten im Katastrophengebiet sind ebenso durch die Zerstörungen massiv erschwert. Unterdessen hat Japan die europäische Union gebeten, keine weiteren Hilfskräfte zu entsenden, da Helfer nur schwer in das Katastrophengebiet gebracht werden können und wohl auch deren mögliche Gefährdung durch Radioaktivität schwer einzuschätzen ist.
Deutsche aus dem Katastrophengebiet werden derweil mit Bussen, die vom Auswärtigen Amt koordiniert werden auf ihren Wunsch hin nach Tokio gebracht.
Es werden inzwischen mehr als 10.000 Todesopfer befürchtet.
Die Polizei bestätigte bereits 2414 Todesopfer - die meisten davon kamen in der Präfektur Miyagi ums Leben.
Insgesamt sind 3118 Personen als vermisst gemeldet. Im Nordosten Japans haben 2,6 Millionen Menschen keinen Strom und 3,2 Millionen Menschen geht demnächst das Gas aus. An vielen Tankstellen ist das Benzin knapp geworden. Nach Angaben der Regierung leben derzeit 1,4 Millionen Menschen ohne fließendes Wasser. Tausende Menschen haben die vergangene Nacht in Notunterkünften verbracht.
Vor 25 Jahren: Die Katastrophe in Tschernobyl
Unterrichtsmaterial, Arbeitsblätter für einen abwechslungsreichen Unterricht
Aus der Reihe:
Unterrichtshilfen, Lernhilfen
Am 26. April 1986 ereignete sich in der Stadt Prypjat, Ukraine (damals Sowjetunion) eine katastrophale Kernschmelze und Explosion.
Der größte anzunehmende Unfall (GAU) war im Kernreaktor Tschernobyl Block 4 eingetreten. Er gilt als die schwerste nukleare Katastrophe überhaupt.
Bis heute ist das Gebiet um Tschernobyl verseucht und die Nachwirkungen des Unglücks werden noch lange zu spüren sein.
Vor allem auch der Umgang der sowjetischen Regierung und der Medien mit dem Unglück hatten nicht nur zum Rätseln, sondern auch zu schweren Folgen für die betroffene Bevölkerung und die angrenzenden Staaten geführt.
Dieses Arbeitsmaterial liefert Informationen über das Geschehen, die Auswirkungen für Mensch und Natur und den Umgang der Medien mit der Katastrophe.
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Arbeitsblätter
für den Unterricht
Inhalt:
- Einleitung
- Ablauf des Unglücks
- Unfallursache
- Maßnahmen nach der Katastrophe
- Schicksal der Opfer
- Folgen für die Umwelt
- Umgang mit der Katastrophe in den Medien
- Arbeitshinweise für den Unterricht
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