Dienstag, 22. März 2011
In dem Unglücks-AKW Fukushima I steigt Immer wieder Qualm über den Blöcken 2 und 3 auf. Es erweist sich als schwierig, die Ursache für diese Rauchentwicklung herauszufinden, denn man kann schlecht in diese hineinschauen - zu groß sei angeblich die von dem Reaktor ausgehende Gefährdung.
Bei dem über Reaktor 2 zu sehenden Dampf handelt es sich nach Angaben der Regierung vermutlich um erhitztes Wasser. Anders bei Block 3: Der über dem Reaktorblock aufsteigende Rauch könnte ein Hinweis auf brennende Trümmerteile oder Öl sein. Der Wasserstand in den Reaktoren 1 und 3 ist derzeit zu niedrig und die Temperaturen in dem Abklingbecken von Reaktorblock 2 sind überhöht. Angesichts ständig neuer Probleme am AKW fällt es schwer von echten Fortschritten zu sprechen.
Unterdessen verlautbart die Betreiberfirma Tepco, dass die Flutwelle, die kurz nach dem Seebeben am 11. März das AKW traf, mit 14 Meter Höhe mehr als doppelt so hoch war wie Experten bei der Planung der Anlage in Fukushima I damals für wahrscheinlich angenommen hatten. Das AKW Fukushima I sei lediglich auf einen Tsunami von 5,70 Metern ausgelegt gewesen.
>> LIVE - Ticker der Jahrhundertkatastrophe in Japan vom 22. März << (Stern.de)
Inzwischen werden nicht nur in Lebensmitteln und Grundwasser, sondern auch im Meerwasser erhöhte Strahlenwerte gemessen, die aber angeblich noch immer unbedenklich für Menschen seien. In der Hauptstadt Tokio kehrt underdessen der Alltag wieder zurück. Einkaufsstraßen sind wieder gut besucht. Auch Stromausfälle sind seltener geworden. Vielen bereitet aber noch die Benzin-Knappheit im Land Sorgen. Derzeit dürfen pro Person nur 20 Liter am Tag getankt werden. Mittlerweile sind mehr als 9000 Tote registriert. Mehr als 13.000 Japaner gelten noch immer als vermisst. Die Wahrscheinlichkeit jetzt noch Überlebende zu finden, wird als äußerst gering eingeschätzt.
Montag, 21. März 2011
Am Morgen mussten sämtliche Arbeiter in Sicherheit gebracht werden, da sowohl ein überhöhter Druck im Reaktorblock 3 gemessen wurde als auch Rauch aufstieg. In Reaktorblock 3 lagern nach Angaben des Betreibers Tepco hochgiftige Plutonium-Uran-Mischoxiden (MOX). Inzwischen sind nun zu allen 6 Reaktorblöcken des AKWs Starkstromleitungen gelegt. In Reaktor 5 arbeitet wieder eine Pumpe mit Elektrizität aus dem Netz. Unterdessen werden auf dem Reaktorgelände Panzer mit montierten Bulldozerschaufeln eingesetzt, um verstrahlte Trümmer aus dem Weg zu räumen. Sorge bereitet den Menschen in der Region derzeit insbesondere die mit Jod 131 verstrahlten Agarprodukte (insbesondere Milch und Blattsalat) sowie das radioaktiv belastetete Trinkwasser. In der Präfektur Tokio geht dagegen keine Gefahr vom Trinkwasser aus.
>> Beben, Tsunami, GAU: Chronologie der Katastrophen (Tagesschau.de)
>> LIVE - Ticker der Jahrhundertkatastrophe in Japan vom 21. März << (Stern.de)
Sonntag, 20. März
Der Betreibergesellschaft des AKWs in Fukushima ist es gelungen, ein Starkstromkabel in Reaktorblock 2 zu verlegen. Vier der sechs Reaktorblöcke, die Reaktoren 1, 2, 5 und 6, sind nun wieder mit Strom versorgt. Auch der Kontrollraum wird wieder regulär mit Elektrizität versorgt. Wegen angestiegener Temperaturen und erhöhtem Druck in Reaktorblock 3, hatte man ursprünglich geplant, aus dem Reaktorblock radioaktiven Dampf abzulassen und dadurch Druck aus dem Block zu nehmen. Dank eines 13- stündigen Einsatzes von Wasserwerfern und Löschkanonen ist diese Notwendigkeit aber nicht mehr gegeben. Nach Angaben des Regierungsmitgliedes Toshimi Kitazawa sollen die Reaktoren 1, 3 und 4 permanent weiter besprüht werden. Am Reaktor 3 werden Spezialfahrzeuge der Tokioter Feuerwehr eingesetzt.
Die Situation am havarierten AKW scheint sich von Tag zu Tag mehr zu entspannen.
Samstag, 19. März 2011
Die japanische Regierung spricht von einer allmählichen Stabilisierung der Lage. In Reaktorblock 3 ist dank der zahlreichen Kühlungsmaßnahmen per Wasserwerfer nun deutlich mehr Wasser. Am frühen Morgen sind laut NHK 44 Fahrzeuge und 240 Feuerwehrmänner aus Tokio an der Anlage im Einsatz. Inzwischen ist auch ein deutsches Spezialfahrzeug auf dem Weg nach Fukushima, dass Wasser aus großer Höhe
auf die Unglücksreaktoren bringen kann.
Nachdem sich die Lage am Atomkraftwerk Fukushima I etwas beruhigt hat,
konzentrieren sich Medien auf das Ausmaß der Katastrophe rund um den havarierten Atommeiler. So vermeldet Regierungssprecher Edano, dass die Radioaktivität in Spinat und Milch aus der Nähe des Atomkraftwerks Fukushima I die amtlich zulässigen Werte übersteigt. Drei Viertel der untersuchten Agrarprodukte sind der Untersuchung zufolge verseucht.
Die Gemeinden im japanischen Unglücksgebiet sind mit den unzähligen Toten überfordert. In Japan sind Feuerbestattungen die Regel, jedoch sind die Krematorien überlastet. Insofern denkt man inzwischen laut darüber nach, die Toten nun doch entgegen dem Brauch zu beerdigen.
Die provisorisch eingerichteten Leichenhallen sind überfüllt und es fehlt an Leichensäcken und vor allem an Eis um die Toten zu kühlen. Man befürchtet so über kurz oder lang große Hygieneprobleme in den vom Tsunami betroffenen Präfekturen.
>> Liveticker der nuklearen Katastrophe in Japan, 19. März << (Spiegel.de)
Freitag, 18. März 2011
Am Freitag kommen eine Reihe positiver Nachrichten rein. Gott sei Dank.
Reaktor 3 des havarierten Atomkraftwerks Fukushima I ist scheinbar erfolgreich gekühlt worden. Die vom Atomkraftwerk ausgehende Strahlung
ist deutlich zurück gegangen.
Gemessene Radioaktivität im Atomkraftwerk Fukushima I (Spiegel.de)
AKW Fukushima I. Prognose der radioaktiven Wolke (Spiegel.de)
Grafik. Vom Erdbeben und dem Tsunami schwer getroffene Gebiete (Spiegel.de)
Die 50 Krisenhelden des AKWs bekommen Verstärkung. Inzwischen sind mehr als 120 Männer am Ort des Geschehens im Einsatz. Der Betreiber Tepco ist zuversichtlich die Reaktorblocks 1 und 2 ab morgen mit der neu gelegten Stromleitung kühlen zu können. Dazu ist in einem Gebäude neben Reaktorblock 1 ein Stromverteiler installiert worden. Die Wasserwerfer, die sich bei der Kühlung der Reaktorblöcke 3 und 4 am gestrigen Donnerstag bewährt haben, sollen nun auch zur Kühlung von Reaktorblock 1 angewandt werden. Die Betreiber überlegen zudem, ob sie die havarierte Anlage mit Sand und Beton zuschütten.
Neuesten Berichten zufolge sind bei dem Erdbeben und dem darauf folgenden Tsunami im Nordosten Japans mehr Menschen ums Leben gekommen als bei dem Beben 1995 in der Hafenstadt Kobe. Die Anzahl der Toten ist auf 6539 nach oben korrigiert worden. Viele werden aber noch vermisst.
>> LIVE - Ticker der Jahrhundertkatastrophe in Japan vom 18. März << (Stern.de)
>> Liveticker der nuklearen Katastrophe in Japan, 18. März << (Spiegel.de)
Donnerstag, 17. März 2011
Luftaufnamen vom Katastrophengebiet bringen erste Klarheit. Die Reaktorgebäude 1, 3 und 4 sind massiv beschädigt. Im Block 2 klaffen den Aufnahmen zufolge große Löcher in der Außenwand. Derzeit ist man fieberhaft damit beschäftigt wieder die Stromleitungen zu verlegen, die durch das starke Erdbeben und den anschließenden Tsunami gekappt worden waren. Besondere Sorgen bereitet derzeit Block 4 in dessen Abklinkbecken verbrauchte Brennelemente liegen, die nicht durch einen Schutzmantel geschützt sind wie die aktiven Brennelemente im Inneren der Reaktoren. Die Temperatur im Abklinkbecken lag Anfang der Woche bei 84° C. Normalerweise beträgt die Temperatur dort weniger als 25 Grad Celsius. In den Becken der weitgehend noch intakten Reaktoren 5 und 6 wird eine Temperatur von 60 ° Celsius angegeben.
Es besteht große Unklarheit darüber wieviel Wasser tatsächlich noch im Abklinkbecken von Block 4 vorhanden ist. Während die US-Atomregulierungsbehörde davon ausgeht, dass die Brennelemente komplett frei liegen und überhaupt kein Kühlwasser mehr vorhanden ist, beruhigt die Betreiberfirma Tepco die Öffentlichkeit damit, dass am Mittwoch definitiv noch Wasser vorhanden gewesen sei. 30 Kilometer nordwestlich vom havarierten Kraftwerk Fukushima I sind Strahlenwerte von 0,17 Millisievert pro Stunde gemessen worden.
Ein paar Lichtblicke des Tages:
Nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) ist es Ingenieuren am
späten Abend im havarierten Atomkraftwerk gelungen, ein externes Stromkabel an den
Reaktor 2 zu legen. Dank der unzähligen Löschkanonen und Wasserwerfer ist die
Strahlenbelastung auf dem Gelände des Unglücksreaktors etwas zurück gegangen.
Das US-Militär stellt Japan neun Experten für biologische und nukleare Gefahren zur Seite.
Ökonomischer Nebeneffekt der Katastrophe
Inzwischen ist der japanische Yen zweitweise auf den höchsten Stand seit Ende des
2. Weltkrieges angesteigen. Dadurch verbilligen sich zwar die Importe, aber gleichzeitig werden Exportwaren teurer. - ein Umstand, der die stark exportorientierte Wirtschaft Japans zusätzlich belasten dürfte.> weitere Infos<
Schaubild: Wirkung von Radioaktivität auf den Körper (Bild.de)
Schaubild: Das Altraum Atomkraftwerk Fukushima I (Bild)
(Grundriss und Erklärungen zu den Geschehnissen in den Reaktorblöcken)
Nach Angaben von Japans Atomaufsicht sind die Reaktoren 1, 5 und 6 des schwerbeschädigten Kernkraftwerks Fukushima I relativ stabil. Frankreich schickt 95 Tonnen der Chemikalie Bor (Neutronenfänger) sowie Schutzkleidung gegen radioaktive Strahlung nach Japan.
>> LIVE - Ticker der Jahrhundertkatastrophe in Japan vom 17. März << (Stern.de)
>> Liveticker der nuklearen Katastrophe in Japan, 17. März << (Spiegel.de)
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