| 30. März 2022Am frühen morgen heißt es, dass Russland  bei seiner Forderung nach Bezahlung russischer Gaslieferungen nach Westeuropa in Rubel bleibt. Bis Donnerstag (31. März) sollen auf Anordnung von Präsident Wladimir Putin die Modalitäten für einen künftigen Zahlungsverkehr in Rubel ausgearbeitet werden.         ... Am späten Nachmittag gibt es dann aber ein Zurückrudern. Putin will sich erst einmal  mit Vertretern des russischen Gasriesen   Gazprom und der Zentralbank treffen, um sich über den Stand der Dinge   informieren zu lassen. Die Umstellung der Zahlungen für russische Gaslieferungen nach Europa von Euro und Dollar auf Rubel soll noch nicht am Donnerstag in Kraft treten.
 
 Die Gruppe der G7-Wirtschaftsmächte, darunter Deutschland, sowie die Europäische Union insgesamt lehnen Zahlungen in Rubel für Gas jedoch ab. Eine Einigung ist nicht in Sicht. Daher bereitet sich Deutschland  auf einen möglichen Lieferstopp Russlands vor. Die Bundesregierung hat die Frühwarnstufe des Notfallplans Gas ausgerufen.
 
 Der Vorstandsvorsitzende des Evonik-Konzerns, Christian Kullmann, hat vor drastischen Folgen eines möglichen russischen Energieliefer-stopps für die deutsche Volkswirtschaft gewarnt.  Nach Ansicht des Präsidenten des Verbandes der chemischen Industrie (VCI) müsste
 sich die deutsche Industrie und besonders die chemische   Industrie  im Fall eines russischen Energie-Embargos „auf   ein drastisches, auf ein dramatisches Szenario“ vorbereiten. Im Radiosender WDR 5 meinte Kullmann  die Volkswirtschaft würde ein solches Szenario möglicher-
 weise „nicht überleben“.
 
 Dem russischen Militär ist es offenbar gelungen, mit Boden-Boden-Raketen   zwei Munitionslager im ostukrainischen Gebiet Donezk zu zerstören. Nach russischen Angaben hatte   die ukrainische Armee  im Ort Kamjanka Munition für ihre Raketenartillerie gelagert. Russische Raketen, die von Flugzeugen abgefeuert wurden, sollen zudem Treibstoff-
 lager   bei Starokostjantyniw und Chmelnizki im Westen der Ukraine getroffen haben. Binnen 24 Stunden sollen nach russischen Angaben 64 militärische Objekte der Ukraine zerstört worden sein, darunter auch ein Stab ukrainischer Spezialkräfte im Gebiet Mykolajiw. Nach Angaben des russischen Generalmajors Konaschenkow sollen
 die ukrainischen Streitkräfte auch drei Flugabwehrsysteme
 der TypenS-300 und Buk verloren haben. Unterdessen bestätigte die Kiewer Militärführung, dass in der Nacht in
 der Region um Kiew einige russische Einheiten abgezogen worden sind.
 
 Angesichts des russischen Angriffskriegs in der Ukraine verlegen die USA weitere Kampfflugzeuge, Transport-maschinen und Soldaten nach Osteuropa. So wird eine
 Einheit von rund 200 Marineinfanteristen aus den USA  nach einem Manöver in Norwegen nach Litauen verlegt. Laut einem Sprecher des Verteidigungsministeriums, John Kirby, werden zudem  zehn Kampfflugzeuge vom Typ "F/A-18 Hornet" und "ein paar"   Transportmaschinen vom Typ "C-130 Hercules" mit rund 200 dazugehörigen   Soldaten nach Osteuropa gebracht.
 
 Das US-Außenministerium hat eine ungewöhnlich harte Reisewarnung für Russland ausgesprochen und zugleich alle US-Bürger, die in Russ-land wohnen oder dorthin gereist waren, aufgefordert,  das Land umgehend zu verlassen.
 
 Glaubt man den Angaben des UN Botschafters der Ukraine, so sind die Militärverluste Russlands im Ukraine Krieg verheerend und übersteigen schon jetzt die des Afghanistan Krieges. Kyslyzja bezifferte die Verluste Russlands auf mehr als 17.000 Soldaten. 
        Russland selbst gab bislang nur 1.350 gefallene Soldaten an. Die NATO schätzte zuletzt die Zahl gefallener russischer Soldaten auf 7.000 bis 14.000 Mann.
 
 Kyslyzja hat in den Worten Putins von einer Demilitarisierung Russlands gesprochen und die Verluste Russlands genauer beziffert:  Seinen Angaben zufolge seien bislang 1.700 russische Militärfahrzeuge, 600 Panzer, mehr als 300 Artilleriesysteme, 127 Flugzeuge und 129 Helikopter zerstört worden.
 
 
 29. März 2022
 Ukrainischen Truppen ist es offenbar gelungen, die Stadt Irpin bei Kiew zurückzuerorbern. Hostomel im Westen Kiews ist aber noch umkämpft. Auch in anderen Teilen des Landes werden russische Einheiten mehr und mehr zurückgedrängt. Größere Geländegewinne werden im Osten von Kiew gemeldet. So wird die Stadt Sumy nicht mehr belagert. In der Gegend um Charkiw gelang es der ukrainischen Armee die russischen Truppen vom Stadtrand wegzudrängen, so dass die Stadt nicht mehr  mit Artillerie beschossen werden kann.
 
 Zuvor hatte Russland bekannt gegeben, im Zuge der Verhandlungen in der Türkei seine Angriffe im Norden der Ukraine, insbesondere auf Kiew und Tschernihiw deutlich  reduzieren zu wollen. Nach den Verhandlungen der beiden Delegationen sagte Russlands Vize-Verteidigungsminister Alexander Fomin, Russland sei zu einer "radikalen" Reduzier-ung der militärischen Aktivitäten bei Kiew und Tschernihiw" bereit, um wie er sagt, "das Vertrauen zu stärken"- vermut-lich ist die Entschei-dung aber auch dem Scheitern der russische Offensive zur Einkesse-lung der ukrainischen Hauptstadt Kiew  geschuldet. Auch die britische Militäraufklärung sieht die Offensive bei Kiew als gescheitert an. Sollte  sich Russland tatsächlich von dort ganz zurückziehen, so könnte dies das Ende des russischen Versuchs sein, Kiew zu erorbern, denn es gilt als nahezu aussichtslos, einmal aufgegebene Stellungen in der dortigen Gegend nochmal zurückzuerobern.
 
 Russische Angriffe konzentrieren sich derzeit hauptsächlich auf den Osten der Ukraine und auf die Gegend um Mariupol. Gerade der Donbass ist stark umkämpft.
 
 Militärexperten gehen davon aus, dass  Russland nun versuchen wird neue Truppen aufzustellen und sich zu reorganisieren. Schätzungen zufolge dürften russische Kampfverbände in dem Ukraine Krieg  schon jetzt ungefähr  10.000 Soldaten verloren haben.  Mit weiteren 20.000
 bis 30.000 Verwundeten ist auf russischer Seite zu rechnen.
 
 Russland hat hoch gepokert, vorallem auch in den russischen Medien. Für Russland ist daher wohl alles, was nicht ein totaler Sieg ist, schon eine Niederlage.
Für die  Ukraine dagegen, der Putin in gewisser Weise die Staatlichkeit abgesprochen hat, ist jeder noch so kleine militärische Teilerfolg gegen die einstige Weltmacht bereits ein großer Sieg- und ein Zeichen der Schwäche für Russland.
 
 
 
 28. März 2022
 Der ukrainische Generalstab hat am Morgen von anhaltenden Kämpfen in den Regionen Mykolajiw und Saporischschja im Süden berichtet.
 Aus der Stadt Charkiw wurden weitere Raketen- und Luftangriffe auf ukrainische Truppen und militärische Infrastruktur gemeldet. Nach ukrainischer Darstellung haben die landeseigenen Militärverbände russische Truppen gestern aus mehreren Ortschaften in der Umgebung der Stadt Charkiw im Osten des Landes verdrängt.
 
 In einem Waldstück bei Kiew haben ukrainische Soldaten die Kommandostation eines Krasucha-4-Systems aufgespürt. Westliche Geheimdienste haben großes Interesse an der Technik, da westliche Mlitärexperten davon ausgehen, dass es Russlands Armee vor feind-lichem Radar schützen und Drohnen vom Himmel holen kann. Die Kommandostation soll zunächst auf dem Landweg zur US-Luftwaffen-basis Ramstein in Rheinland-Pfalz gebracht werden. Westliche Geheimdienste sind offenbar ganz erpicht darauf, das System zu studieren.
 
 In Luzk im Nordwesten der Ukraine wurde ein Treibstoffdepot getroffen. Die Hauptstadt Kiew sowie die Großstädte Luzk, Riwne und Charkiw sollen von mehreren schweren Explosionen erschüttert worden sein.
 
 Ukrainischen Angaben zufolge versuchten russische Truppen Verteidi-gungsanlagen im Umkreis von Kiew zu durchbrechen und weiter in Richtung der Hauptstadt vorstoßen. Die russische Darstellung sieht anders aus. Nach russischen Angaben befinden sich die Truppenjedoch noch rund 40 Kilometer von Kiew entfernt und haben den Ort Salissja in Richtung der Fernstraße E95 verlassen. Später war gar von ukrainischen Landgewinnen in der Region um Kiew die Rede. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
 
 Der 
        Bürgermeister von Mariupol hat die Bürger zur vollständigen Evakuierung der ukrainischen Hafenstadt aufgerufen. 160.000 Einwohner seien derzeit ohne Strom. Ohne die Evakuierung erfolge eine humanitäre Katastrophe,
 so  Wadym Boitschenko.
 
 Auch viereinhalb Wochen nach Kriegsbeginn hat Russland die Gaslieferungen durch die Ukraine in unvermindertem Umfang fortgesetzt. Die Rede ist von 109,5 Millionen Kubikmetern Gas, die durch das Leitungssystem des Nachbarlandes gepumpt wurden. Das entspricht der vertraglich möglichen maximalen Auslastung pro Tag. Nach Einschätzung der Vereinigten Arabischen Emirate ist russisches Öl  für den Energiemarkt unverzichtbar. Energieminister Suhail al-Masruei forderte so schnell wie möglich eine diplomatische Lösung des militärischen Konfliktes. Die Zufuhr von immer mehr Waffen sieht er dagegen nicht als Lösung an. Vielmehr müsse man ehrlich gegenüber den Verbrauchern sein. Ohne Russland könnten sich die Rohölpreise schon bald verdoppeln oder gar verdreifachen.
 
 Die ukrainische Regierung geht bislang von Kriegsschäden in Höhe von 565 Milliarden Dollar aus. Der russische Außenminister Sergej Lawrow bezeichnete die Beziehungen zu China trotz aller Bemühungen des Westens um eine Isolation Russlands als gut. Die chinesische Staatsführung hatte sich in letzter Zeit wiederholt gegen die Sanktio-nen ausgesprochen und darauf beharrt, den normalen Wirtschafts-
 und Handelsaustausch mit Russland aufrechtzuerhalten. Auch weigert sich China bislang das russische Vorgehen in der Ukraine zu verurteilen.
 
 Eamonn Brennan, Generaldirektor der europäischen Sicherung der Luftfahrt Eurocontrol, beklagt, dass 500 
geleaste Maschinen, nach Inkrafttreten der Sanktionen gegen Russland "gestohlen" worden sind. Eigentlich hätten diese bis zum 28. März wegen der Sanktionen gegen Russland zurückgegeben werden müssen. Am 14. März hatte Russlands Präsident Putin aber ein Gesetz erlassen, das russischen Fluggesell-schaften erlaubt, die im Ausland gemieteten Flugzeuge im Inland registrieren zu lassen. So können trotz der vom Westen verhängten Sanktionen
Flüge innerhalb Russlands weiterhin stattfinden.
 
 Unterdessen steigt in Deutschland die Zahl der Straftaten
 mit Bezug auf den Ukraine-Krieg. So registrierte die Polizei  in Deutschland Hunderte Straftaten gegen russisch- und ukrainisch-stämmige Menschen. Der Präsident des BKA, Holger Münch, meinte gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) es gebe derzeit  bis zu 200 solcher Straftaten in der Woche - davon sei die Mehrzahl anti-russisch motiviert. Vielfach käme es zu Sachbeschädigungen, etwa zu Farbschmierereien mit entsprechendem Inhalt, so Münch.
 
 
 27. März 2022
 Im Norden der Ukraine versuchen russische Truppen  weiter, die Stadt Tschernihiw einzunehmen.  Von Tschernihiw führt eine strategisch wich-tige Straße 125 Kilometer nach Süden in die Hauptstadt Kiew. Die Bevölkerung in der von russischen Truppen eigekesselten Stadt Tschernihiw im Norden der   Ukraine muss bei Temperaturen knapp über Null derzeit ohne Strom, Heizung und Wasser ausharren.  In der Region nördlich von Kiew versuchen sich die russischen Truppen offenbar
 nach schweren Verlusten   umzugruppieren, so die Einschätzung des ukrainischen Generalstabes. Der russischen Armee fehlt es dort an Lebensmitteln, Treibstoff und Munition. Russland möchte wohl aber auch verwundete und kranke Soldaten abtransportieren. Im Südosten dauern die Kämpfe um die Städte Rubischne, Sjewjerodonezk und Mariupol Berichten zufolge an.
 
 In Lwiw unweit der polnischen Grenze ist ein Treibstofflager von russischen Raketen getroffen worden. Nach russischen Angaben soll dort ein von ukrainischen Streitkräften genutztes Tanklager mit Langstreckenraketen zerstört worden sein. Zudem seien Marsch-flugkörper eingesetzt worden, um eine Anlage zu zerstören, in   der Flugabwehrsysteme, Radarstationen und Zielgeräte für Panzer   repariert würden. Nach Einschätzung der britischen Regierung versucht die russische Luftwaffe den Kontakt  mit der ukrainischen Luftabwehr nach Möglichkeit zu meiden. Die meisten der von Russland abgefeuerten Raketen werden von russischem Staatsgebiet aus gezündet. Nach US-Angaben sollen allerdings bis zu 60 Prozent der russischen Raketen im Einsatz versagen.
 
 Die Vereinten Nationen beziffern die Zahl der im Ukraine-Krieg umgekommenen Zivilisten auf mindestens 1119.  Von Beginn der russischen Militäreinsatzes am 24. Februar bis 26. März sind nach UN Angaben 1790 Zivilisten verletzt worden. Die meisten dürften durch Explosivwaffen mit weiträumiger Wirkung ums Leben gekommen sein - also durch Artilleriewaffen und bei Raketen- und anderen Luftangrif-
 fen). Wegen der schwierigen Erfassung in den umkämpften Gebieten der Ukraine könnten die tatsächlichen Opferzahlen aber beträchtlich höher sein.
 
 Unterdessen möchte die ukrainische Regierung  bei dem deutschen Rüstungsunternehmen Dynamit Nobel Defence im nordrhein-westfälischen Burbach 5100 Panzerabwehrwaffen kaufen.Die Kosten in Höhe von 25 Millionen Euro trägt die ukrainische Regierung. 2650 dieser Waffen haben die Ukraine bereits am Samstag erreicht. Der vereinbarte Rest soll nach ihrer Fertigstellung bis Ende Mai in wöchentlichen Tranchen geliefert werden.
 
 Der Unions-Verteidigungsexperte im Bundestag, Florian Hahn, hat angesichts der aktuellen Bedrohungslage umfassende Investitionen in ein Raketenabwehrschild für Deutschland nach dem Vorbild des israelischen Iron Dome gefordert.
 
 Der ukrainischer Außenminister hat einen Boykott der französischen Supermarkt-Kette  Auchan ins Spiel gebracht, weil sich das Unternehmen bislang nicht aus Russland zurückgezogen hat.
Dmytro Kuleba forderte auch einen     "Boykott" der Geschäfte der Baumarkt-Kette Leroy Merlin und des Sportartikel-Händlers Decathlon, da diese wie Auchan der französischen Unternehmerfamilie Mulliez gehören.
 Nach Bayern und Niedersachsen prüft auch die nordrhein-westfälische Landesregierung strafrechtliche   Konsequenzen für das Verwenden des pro-russischen Z-Symbols in der   Öffentlichkeit. Dieses ist immer wieder auf russischen Militärfahrzeugen in der Ukraine zu sehen. Wegen dieses Umstandes verzichtet sogar die Versicherung Zurich auf ihr ´Z´ im LOGO, um möglichen Missverständnissen zuvorzukommen. 
 Da die Luhansker Separatisten ein Referendum planen, 
wirft die Ukraine  dem Agressor Russland eine versuchte Teilung des Landes vor. Der Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes, Kyrylo Budanow, drohte für den Fall eines Referendums mit einem Guerillakrieg in den von Russland besetzten Gebieten.
 
 Frankreichs Staatschef Macron hat sich von der Wortwahl von US-Präsident Biden bei seinem Besuch in Polen distanziert. Dieser hatte den russischen Präsidenten Putin einen "Schlächter" genannt" und einen Regimewechsel indirekt gefordert. Stattdessen sprach sich Macron dafür aus, eine Eskalation der Worte wie der Handlungen" im Ukraine-Krieg zu verhindern.
 
 Der russische Oberst Juri Medwedew soll von seinen eigenen Truppen aus Wut und Verärgerung über die hohen Verluste  in der Region um die ukrainische Hauptstadt Kiew getötet worden sein. Ein wütender Soldat  soll ihn mit einem Panzer überfahren haben. Zuletzt hatte am Mittwoch ein ukrainischer Journalist über den Vorfall berichtet.
 
 Polens Grenzschutz hat seit Kriegsbeginn 2,3 Millionen Flüchtlinge gezählt. Allein am Samstag kamen demnach rund 31.100 Menschen im ukrainischen Nachbarland an. Umgekehrt haben seit Kriegsbeginn am 24. Februar  rund 339.000 Menschen zumeist Männer die Grenze in Richtung Ukraine überquert, um sich dort den ukrainischen Truppen anzuschließen und für ihr Land zu kämpfen.
 
 
 25. März 2022
 Ukrainischen Angaben zufolge hat Russland in der Nacht zu Freitag
          Raketenangriffe auf eine Militäreinheit am Rande der Stadt Dnipro Region Dnipropetrowsk verübt. Die Militär-gebäude sollen dabei erheblich beschädigt worden sein. De-
 tails etwa zu Opfern gab es zunächst nicht. Nach Angaben
 der ukrainischen Streitkräfte sollen sich im Nordosten der Ukraine  russische Truppen nach erheblichen Verlusten  teils zurück-gezogen haben. Der ukrainische Generalstab gab den Rückzug bestimmter russischer Einheiten hinter die russische Grenze nach dem Verlust von mehr als der Hälfte der Truppenstärke bekannt. Die zweitgrößte Stadt  Charkiw und die Großstadt Sumy werden aber weiterhin belagert. Bei Isjum geht man von einer erneuten baldigen Offensive des russischen Militärs aus. Noch scheint es Russland zu gelingen, die wichtige Landverbindung zwischen dem russischen Gebiet Rostow an der ukrainischen Grenze und der von Russland annektierten Halbinsel Krim zu halten.
 
 Massive Unterstützung hat die ukrainische Luftaufklärung (Aerorozvidka) durch die von Elon Musk, einem Mulitmilliardär, zur Verfügung gestellten Satellitensysteme. Schon vor Wochen erreichten ganze LKW-Ladungen mit Starlink-Bodenstationen die Ukraine. So können russische Ziele schnell identifiziert und zerstört werden.  Star-link ermöglicht der ukrainischen Armee  den Zugriff auf strategische Datenbanken und stellt blitzschnell den Kontakt zu den Leitstellen her. So können ukrainische Soldaten unbemannte Fluggeräte mit Antipan-zer-Munition in Windeseile über russische Stellungen fliegen lassen und gezielt  Bomben über diesen abwerfen. Gerade in der Nacht sind die Drohnen nicht zu sehen. So können die wertvollsten Lastwagen in einem russischen Konvoi identifiziert und im Nu vernichtet werden.
 Russland ist darüber zutiefst verärgert und sieht "Starlink", was einmal als rein zivil deklariert wurde, als eine unerhörte Einmischung der westlichen Welt in den Krieg.
 
 In der Ukraine macht das sogenannte "Asow-Regiment"
 von sich reden. UK3 Es gilt als ultranationalistisch bis rechtsextrem, was der russischen Propaganda in die Hände spielt - wohl auch der Grund, warum Russlands Präsident Putin fortlaufend von einer Entnazifizierung spricht. Der Militärverband gehört seit 2014 offiziell der ukrainischen Nationalgarde an. Das Asow Regiment spielte offenbar eine wichtige Rolle bei der Rückeroberung der besetzten Stadt Mariupol, die derzeit besonders unter russischem Beschuss ist.  "Asow" scheint sich zu einer vielschichtigen Bewegung entwickelt zu haben. Inzwischen gibt es auch  einen politischen Arm der Bewegung mit dem Namen "Nationalkorps", der bei Wahlen allerdings bislang erfolglos blieb. Wieviele dem Asow-Regiment" angehören, ist ungewiss. Die Zahlen schwanken zwischen  2.000 und 3.000.Uk6 Die "Asow"-sche Straßenmiliz patrouilliert bis heute in mehreren Städten der Ostukraine und wird immer wieder in Zusam-menhang mit Gewalt gegen Minderheiten gebracht. Die russische Seite spricht auch von Gräueltaten an russischen Zivilisten und führt Massengräber als Beweis an. Uk4 Ob es sich bei den Toten um die Opfer
 eines Kriegsverbrechens handelt, ist allerdings noch nicht zu beurteilen und ist derzeit Gegenstand von Untersuchungen. UK5 Die ukrainische Seite bezeichnet die Anschuldigungen als Fake News und russische Propaganda, um den militärischen Überfall auf die Ukraine zu rechtfertigen.
 
 Angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hat sich US-Präsident Joe Biden   für einen Ausschluss Moskaus aus der Gruppe der G20 ausgesprochen. Ein Team aus nationalen Sicherheitsbeamten arbeitet derzeit Pläne aus, die verschiedene Szenarien im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine abdecken. Die USA möchten für alle Eventualitäten gewappnet sein - auch für den Fall, dass Russland chemische, biologische oder atomare Waffen einsetzt.
 
 Unterdessen hat sich Altkanzler Schröder am gestrigen Donnerstag bei einer Konferenz im türkischen Kocaeli zu Wort gemeldet und den Ukraine Krieg als Folge eines politischen Versagens auf beiden Seiten bezeichnet. Seit dem Fall der Berliner Mauer und dem Ende des kalten Krieges habe man es versäumt, aufeinander zu zu gehen und die alten Gräben zu überwinden. Längst hätte man eine Sicherheitsarchitektur schaffen müssen, so der Altkanzler, welche die veränderte Sicherheits-architektur wiederspiegelt. Der Krieg in der Ukraine sei eine direkte Konsequenz dieses politischen Versagens. Sowohl Russland als auch der Westen habe in der Vergangenheit viele Fehler gemacht. Russlands Sicherheitsinteressen seien jedoch kein Grund für den Einmarsch in die Ukraine und den Einsatz militärischer Mittel, sagte Schroeder weiter.
 
 Die sieben führenden demokratischen Wirtschaftsmächte (G7) und die EU haben jüngst neue Sanktionen vereinbart, die Russland Transaktionen mit Gold deutlich erschweren sollen. Auch haben die USA neue Strafmaßnahmen gegen Hunderte Abgeordnete des russischen Parlaments und weitere Mitglieder der russischen Elite verhängt.
 
 Die USA haben zudem angekündigt, in diesem Jahr gemein-sam mit internationalen Partnern 15 Milliarden Kubikmeter Flüssigerdgas (LNG) zusätzlich in die EU zu liefern. Langfristig soll die Menge auf 50 Milliar-den Kubikmeter pro Jahr gesteigert werden. Somit könnte etwa ein Drittel der derzeitigen Gasimporte aus Russland ersetzt werden.
 
 Russlands Außenminister Sergej Lawrow spricht von einer "Gesetzlosigkeit der Sanktionen", deren Ziel es sei, Russland zu «zerstören, brechen, vernichten, erdrosseln». Uk8 Er zeigt sich sichtlich enttäuscht, dass all der Wertekatalog, den der Westen Russland immer und immer wieder als unabdingbar gepredigt hat, nämlich Meinungsfreiheit, Marktwirtschaft, die Unverletzlichkeit des Privat-eigentums sowie die Unschuldsvermutung  in Wirklichkeit nur leere Phrasen sind.
 In diesem Zusammenhang empfindet Lawrow den derzeitigen Umgang des Westens mit Russland als einen
 hybriden Krieg. Uk7
 
 Auf dem Flughafen von Tschornobajiwka in der Region Cherson ist offenbar der russische Kommandant der 49. Armee des südlichen Distrikts, General Jakow Wladimirowitsch Rezantsew, bei einem Bombenangriff der ukrainischen Armee ums Leben gekommen.  Uk10
 Der gefallene Oberst führte zuletzt die 810. Marineinfanterie-brigade. Vor rund einer Woche soll auf demselben Flugplatz auch Generalleut-nant Andrej Mordwitschew, Kommandeur
 der 8. Armee des südlichen Militärbezirks der russischen Streitkräfte, getötet worden sein.
 
 Derartige gezielte Luftschläge auf Top-Militärs sind nach Ansicht des US Militärs möglich, weil Russland offenbar  unverschlüsselte Geräte zur Kommunikation benutzt, die sich leicht von ukrainischen Truppen ordnen lassen.
 
 
 24. März 2022
 Nach Angaben des ukrainischen Militärs hat Russland zuletzt seine Luftangriffe verstärkt. Binnen 24 Stunden registrierte man mehr als 250 Einsätze. Hauptziel waren den Angaben zufolge militärische und zivile Infrastruktur in den Gebieten Kiew, Tschernihiw und Charkiw. In einer im russischen Fernsehen übertragenen Kabinettssitzung kündigte Putin an, dass russische Gaslieferungen  künftig von "unfreundlichen Staaten" in Rubel abgerechnet werden müssen. Vermutlich erhofft sich Putin damit eine Stärkung der Landeswährung. Nach der Ankündigung stieg der Wert des russischen Rubels gegenüber dem Dollar zeitweise auf den höchsten Stand seit 3 Wochen. Unter "unfreundlichen Staaten" zählen wohl all diejenigen Länder, die Wirtschaftssanktionen gegenüber Russland verhängt haben - die USA, Kanada, die Mitglieder
 der EU, Norwegen,die Schweiz,  Großbritannien, Japan, Singapur, Südkorea und die Ukraine.
 
 üdwestlich der seit Wochen belagerten Stadt Mariupol am Asowschen Meer soll das russische Landungsschiff  "Orsk" zerstört worden sein. Der russische Staatssender RT hatte kürzlich erst Videos von der Ankunft und Entladung des Schiffes im Hafen von Berdjansk veröffentlicht.  Es wird spekuliert, ob eventuell eine Toschka-Rakete (NATO-Bereichnung: SS-21 Scarab) das Schiff getroffen haben könnte. Eine solche Rakete mit einer Reichweite von 120 km könnte von ukrainischem Gebiet abgefeuert worden sein. Noch ist aber nicht bestätigt, ob das Schiff tatsächlich von einer Rakete ukrainischer Streitkräfte getroffen worden ist.
 
 Die Orsk gehört(e) eigentlich zur "Tapir-Klasse"  und kann Fahrzeuge, Ausrüstung und Truppen transportieren. Insgesamt kann sie 1500 Tonnen Ladung aufnehmen.
 
 Der erste April ist in Russland ein wichtiger Einberufungstermin. Viele neue Wehrpflichtige beginnen dann ihren Dienst während frühere Wehrpflichtige  dagegen ausscheiden.   Russland wird wohl versuchen möglichst viele als Vertragssoldaten anzuwerben, um diese dann in den Ukraine Krieg zu schicken. Ob dies allerdings gelingen wird, bleibt dahingestellt. Bis dahin wird Russland wohl keine größere Offensive mehr starten, sondern eher versuchen seine Truppen zu reorganisieren und die eigenen logistischen Probleme in den Griff zu bekommen. Derzeit bleiben allzu oft russische Fahrzeuge liegen, weil man deren Wartung offenbar sträflich vernachlässigt hat. Einige Streitkräfte absolvieren ja auch schon seit Oktober Manöver an der ukrainischen Grenze und dementsprechend verschlissen sind auch viele Fahrzeuge. Viele Feldwerkstätten,die sich eigentlich um die Materialerhaltung kümmern ( Ölwechsel, Schmiermittelwechsel, die Erneuerung von Ketten und Rädern) wurden  gar nicht erst mitgenommen. Schließlich war man ja anfangs von einem Blitzkrieg ausgegangen. Die russische Militärführung war ursprünglich wohl davon ausgegangen, in der Ukraine auf kaum Widerstand zu stoßen, was sich aber schon  wenige Tagen nach Kriegsbeginn als fataler Trugschluss herausstellte.
 
 Zur Zeit ist ohnehin die Rasputiza in der Ukraine, also die sogenannte Schlamm- und Regenzeit, in der weite Teile der Landschaft ebenso wie unbefestigte Straßen im östlichen Europa durch Schneeschmelze bzw. die Herbstregenfälle aufgrund der besonderen Geographie der Landschaft aufweichen und unbefahrbar werden.
 
 Infolge des Krieges rechnen Agrarexperten mit einer Halbierung der Sonnenblumenernte in der Ukraine. Grund dafür ist, dass deutlich weniger Anbaufläche genutzt werden kann. Schätzungen zufolge könnte der Ertrag dieses Jahr um 9,6 Millionen Tonnen geringer ausfallen. Die Ukraine ist der weltgrößte Exporteur von Sonnenblumenöl.
 
 Auch die Raps-Ernte im Land könnte um 19 Prozent auf 2,5 Millionen Tonnen und die Sojabohnen-Produktion um 23 Prozent auf 2,7 Millionen Tonnen sinken.
 
 Großbritannien will der Ukraine mehrere Tausend weitere Panzerabwehrwaffen und andere Geschosse schicken.
 
 Wegen gestiegener Energiepreise infolge des Ukraine Krieges hat sich die Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP auf ein zweites Entlastungspaket bei den Energiekosten geeinigt. Laut einer vertraulichen Liste hat die ukrainische Armee allein bis zum 7. März Rüstungsgüter (Kriegswaffen) von Deutschland im Wert von 37,3 Millionen Euro erhalten. Hinzu kommen noch sonstige Rüstungsgüter
 im Wert von 5,8 Millionen Euro. Neben den bereits bekannten 1.000 Panzerfäusten und 500 "Stinger"-Raketen wurde den Ukrainern 14 gepanzerte Geländewagen, 1.300 Schutzwesten mit 2.600   Kevlar-Platten, 16 Nachtsichtgeräte sowie weitere   Kommunikationsausrüstung übergeben.  Auch wurden der Ukraine 23.000 Helme für rund zwei Millionen Euro geliefert.
 
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