Gefährdung durch den EHEC Darmkeim
10. Juni.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat die Warnung vor dem Verzehr roher Tomaten, Gurken und Blattsalat aufgehoben !!
Da man sowohl im Robert Koch-Institut als auch im BfR rohe Gemüsesprossen als wahrscheinliche Ursache für den Ausbruch der EHEC Epidimie in Deutschland hält, rät das BfR weiterhin von dessen Verzehr ab. In jedem Fall sollten Gemüsesprossen gebraten oder gekocht und nicht roh verzehrt werden.
9. Juni.
So wie es ausschaut, sind nun auch auf Sprossen von Roter Bete in den Niederlanden EHEC Bakterien gefunden worden. Dabei handelt es sich aber nicht um den so gefährlichen Typ 0104, der in Deutschland die Runde macht. Vorsichtshalber hat die niederländische Gesundheitsministerin Edith Schippers aber angeordnet, das Sprossengemüse aus dem betroffenen Agrarbetrieb vom Markt zu nehmen. Die Europäische Union hat sich unterdessen darauf geeinigt, den unter der EHEC Krise leidenden Gemüsebauern mit einer Entschädigung von 210.000.000 Euro unter die Arme zu greifen. Das Geld soll bis Juli zur Verfügung stehen.
8. Juni.
Offenbar ist nun doch der mutierte Erreger vom Typ 0104 auf Gurkenschalen in einer Mülltonne einer erkrankten Familie in Magdeburg nachgewiesen worden.
In Sachsen-Anhalt gibt es insgesamt 32 Fälle von EHEC. Während der Vater nur leicht erkrankte, die Mutter kurzfristig in ein Krankenhaus eingeliefert werden musste, leidet die Tochter noch immer unter der schweren Verlaufsform (HUS)
Bisher seien 1959 Fälle
von EHEC, davon 689 HUS - Erkrankungen registriert, so der Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP). Die Zahl der Neuinfektionen sei aber nach Ansicht des Ministers inzwischen Gott sei dank rückläufig. Insofern gebe es Anlass zu verhaltenem Optimismus, so Bahr. Der Darmkeim hat bisher 25 Todesopfer gefordert. Die jetzige Infektionswelle ist wohl die schwerste je in Deutschland und Europa beobachtete überhaupt. Nach einem Sondertreffen der Verbraucher- und Gesundheitsminister in Berlin sagte D. Bahr zudem, dass er derzeit keinen Anlass sehe, die bisherige Zusammenarbeit von Bund- und Ländern in Frage zu stellen. Die Notwendigkeit einer zentralen Seuchenbekämpfungs-Institution hält der Gesundheitsminster derzeit für nicht zwingend gegeben, aber es solle über Verbesserungen nachgedacht werden, so Daniel Bahr. Ferner wies der Gesundheitsminister darauf hin, dass von der EHEC-Epedimie besonders betroffene Krankenhäuser und Kiniken zusätzliche Vergütungen beantragen könnten.
Auch wenn bisher noch keine EHEC-Erreger auf Sprossen-Proben gefunden werden konnten, so hält das niedersächsische Agrarministerium unter Leitung von Agrarminister Gert Linde-mann (CDU) an Gemüsesprossen als mögliche Quelle der Epidemie
fest. Es gäbe weitere Hinweise, die den Verdacht erhärten und weitere Verbindungen zwischen dem EHEC-Ausbruch und dem Bio-Betrieb. So sei vermutlich eine dritte Mitarbeiterin des Bio Betriebes im Mai an dem Darmbakterium erkrankt gewesen.
Fest steht auch, dass unzählige Gäste von Kantinen, Hotels und Restaurants, die von dem Biobetrieb beliefert worden waren, an EHEC erkrankten. Zudem weisen offenbar auch zwei EHEC Patienten aus Cuxhafen direkte Verbindungen zum Hof auf.
Unterdessen glauben Mediziner der Universitätskliniken Greifswald und Bonn Hinweise auf die Ursache der schweren Krankheitsverläufe von HUS in Zusammenhang mit der Epidemie gefunden zu haben. So glaubt Mediziner Andreas Greinacher, dass nicht nur das vom mutierten EHEC-Bakterium abgegebene Gift Shigatoxin, sondern zudem die Bildung von Autoantikörpern, welche den Gerinnungsfaktor erhöhen, für die verringerte Durchblutung von Gehirn und Nieren verantwortlich ist.
Zum Vergleich:
Während im ganzen Jahr 2010 65 Fälle des hämolytisch-urämische Syndroms (HUS) registriert wurden, wurden allein in der akuten Erkrankungswelle bis Anfang Juni 642 Fälle von HUS gemeldet. 2010 waren 918 Fälle von EHEC den Gesundheitsbehörden gemeldet worden.
s. auch
"So hat Japan den EHEC-Erreger bekämpft" (Tagesschau.de, 08.Juni)
EHEC Erreger O104:H4 in Mülltonne nachgewiesen (Tagesschau.de (08. Juni)
7. Juni.
Bei den gestrigen Labor-Untersuchungen von Sprossen aus einem Bio Betrieb in Nieder-sachsen konnten bisher noch keine EHEC Keime nachgewiesen werden. Auch die mehrere Wochen alte Sprossen-Probe eines 42-jährigen Hamburgers, der das Sprossengemüse des betroffenen gesperrten Hofs in Niedersachsen im Kühlschrank vergessen hatte, ergab keinen positiven Befund. Man scheint erneut am Anfang der Suche zu stehen. Offenbar hatte man es versäumt gehabt, flächendeckend erkrankte Patienten gezielt nach dem Verzehr von Sprossen zu befragen, obwohl bereits vor einem Jahr das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) vor infizierten Gemüsesprossen gewarnt hatte. Während das Robert-Koch-Institut (RKI) Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) untersteht und Erkrankungen beim Menschen untersucht, ist das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) unterstellt und untersucht Lebensmittel. Möglicherweise wurde auch durch das Kompetenzwirrwarr zuviel Zeit vertan, um noch einen eventuell vorhandenen Erreger - falls überhaupt jemals in den Sprossen vorhanden- nachweisen zu können. Dennoch hält die niedersächsische Regierung vorerst an der Verzehrwarnung vor Gemüsesprossen fest. Schließlich deuten die Vertriebswege, die mit der lokalen Ausbreitung der EHEC-Erkrankungen übereinstimmen, auf einen wahrscheinlichen Zusammenhang hin.
In Niedersachsen starben mittlerweile schon 6 Menschen an den Folgen der Infektion. In Schleswig-Holstein waren es fünf und in Nordrhein-Westfalen kamen vier durch die Erkrankung ums Leben.
Unterdessen kommt von Seiten des Bundesverbandes der Verbraucherzentrale Kritik an der niedersächsischen EHEC-Informationspolitik, die mit unbestätigten Verdachtsmomenten vorpreche. So übt auch die Partei "Bündnis 90/Die Grünen" Kritik am Krisenmanagement der Regierung und spricht in diesem Zusammenhang von unkoordinierten Kontrollen einzelner Bundesländer und einem viel zu späten Agieren der beiden zuständigen Minister Ilse Aigner (CSU) und Daniel Bahr (FDP). Anstatt einen nationalen Kontrollplan mit einer Checkliste möglicher Übertragungswege vom Bauern über die Verarbeitung bis zum Restaurant zu erstellen, habe man viel zu Lange die Zuständigkeit den jeweils betroffenen Ländern überlassen, so Renate Künast von Bündnis 90/Die Grünen.
Kommentar des Webmasters:
Sicherlich man hätte die vorhandenen Kräfte mehr bündeln können und Informationen - so wie zuletzt auch mit einer länderübergreifenden Datenbank für EHEC realisiert - besser untereinander von Beginn an austauschen können, aber hinterher ist man eben, wie so oft, meist schlauer. Versäumnisse hinsichtlich einer bundesweit koordinierten EHEC- Bekämpfung wurden womöglich gemacht. Dennoch, der Vorwurf der Untätigkeit ist zweifelsohne unangemessen. Im Falle des hoch aggressiven EHEC Erregers ist kein gegeneinander arbeiten, sondern ein konzertieres Miteinander gefragt. Sicherlich fiele die Kritik von Bündnis 90/Die Grünen auch deutlich gedämpfter aus, wenn Niedersachsens neuer Landwirtschaftsminister Gert Lindemann von der eigenen Partei wäre und nicht von der Christlich Demokratischen Union (CDU). Kritik ist leicht formuliert, wenn man selbst nicht in der Verantwortung steht. Fatal sind sicherlich die Schäden für die Landwirtschaft- man spricht inzwischen von Einbußen der deutschen Gemüsebauern in Höhe von 50.000.000 Euro, jedoch ist folgendes zu überdenken:
Wie schmerzhaft die Gewinneinbrüche der Landwirtschaft auch sein mögen, hier geht es um Menschenleben. Wie groß wäre erst die Kritik, wenn bewusst Informationen aus ökonomischen Beweggründen heraus zurückgehalten würden
und dadurch Menschen unnötig infiziert würden? Dann hieße es wohl, dass der Regierung wirtschaftliche Interessen wichtiger seien als der Schutz von Menschenleben. Oder nicht? Für die deutschen und europäischen Gemüsebauern ist es sicherlich eine harte Zeit, aber auch die ist hoffentlich irgendwann vorbei. Hier ist sicherlich Solidarität mit den betroffenen Bauern angesagt. |
s. auch Tagesschau-Artikel vom 7. Juni 2011
1) "Sprossenprobe ist EHEC-frei
"
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