Europa- Konflikte & Krisen
HINTERGRUNDINFOS Europa
Jugoslawiens allmählicher Verfall nach 1990:
Karte: Jugoslawien ab 1990
Hinweise:
Unabhängigkeit Sloweniens (1991):
Am 25. Juni 1991 löste sich Slowenien aus dem Staatsverband Jugoslawien und erklärte seine Unabhängigkeit. Es folgte der 10-Tage-Krieg, der auch Slowenien-Krieg oder Slowenischer Unabhängigkeitskrieg genannt wird. Bereits nach 10 Tagen wurde jedoch ein Waffenstillstand vereinbart.
Für den kurzen Kriegsverlauf gibt es mehrere Ursachen:
Zum einen gab es in Kroatien zur selben Zeit ebenfalls Unabhängigkeitsbestrebungen, so dass viele jugoslawische Einheiten in den Kasernen und Straßen auf dem Vormarsch nach Slowenien blockiert und festgehalten wurden.
Zum anderen gab es zahlreiche Fahnenflüchtige und Überläufer zur slowenischen Territorialverteidigung. ca. 30% der jugoslawischen Luftwaffe war slowenischischer Abstammung. In manchen Lufteinheiten waren sogar 76 % der Piloten slovenischer Herkunft. So ergaben sich innerhalb weniger Tage laut Angaben damaliger Fernsehsender ca. 3.800 Soldaten der jugoslawischen Volksarmee der slowenischen Territorialverteidigung.
Außerdem hatten die Serben nicht wirklich nationale Interessen in Slowenien für die es sich gelohnt hätte zu kämpfen. So zogen es die Serben vor, die miitärischen Kräfte auf das weit wichtigere und ebenfalls nach Unabhängigkeit strebende Kroatien, wo 250.000 Serbien leben, zu konzentrieren.
Aus diesen Gründen gelang es
der jugoslawischen Volksarmee nicht, das alpine Slowenien einzunehmen.(s. auch http://de.wikipedia.org/wiki/10-Tage-Krieg)
Unabhängigkeit Kroatiens (1991):
Am 19. Mai 1991 fand in Kroatien ein Referendum über die Unabhängigkeit von der Sozialistisch Föderativen Republik Jugoslawien (SFRJ) statt. Da die kroatische Bevölkerung mit einer überwältigenden Mehrheit von 94,7 % für diese stimmten, erklärte die kroatische Regierung am 25. Juni 1991 ebenso wie Slowenien ihre Unabhängigkeit.
Unabhängigkeit Mazedoniens (1991):
Mit dem Zerfall Jugoslawiens proklamierte am 19. November 1991 auch die vormalige Teilrepublik Mazedonien die Unabhängigkeit als Republik Mazedonien. 1993 erfolgte die Aufnahme in die Vereinten Nationen und auch die Aufnahme in die EU ließ auf Drängen Griechenlands nicht Lange auf sich warten.
Unabhängigkeit Bosnien-Herzegowinas (1992-1995):
Infolge des beginnenden Zerfalls von Jugoslawien wuchsen in den Jahren 1990 und 1991 auch die Spannungen zwischen den Ethnien in Bosnien und Herzegowina. Während große Teile der serbischen Bevölkerung sich für den Verbleib in der Jugoslawischen Föderation aussprachen, fürchteten die Bosniaken eine Übermacht Serbiens im Restjugoslawien. Kroaten aus der westlichen Herzegowina waren dagegen mehrheitlich für eine Anlehnung an Kroatien. Als Anfang März 1992 die Republik Bosnien und Herzegowina (RBiH) ihre Unabhängigkeit erklärte und gleichzeitig eine bosnisch-serbischen Republik ausgerufen wurde, eskalierten die Spannungen und es kam zum Krieg. Unter internationalem Druck insbesondere aus den USA kam es Ende 1995 zum Dayton-Vertrag, der den Krieg in Bosnien-Herzegowina beendete. Bis heute besteht eine militärische und zivile Kontrolle des Landes. Im Bosnienkrieg kamen etwa 100.000 Menschen ums Leben.
Schaubilder/
Illustrationen |
Schaubilder/
Illustrationen |
Schaubilder/
Illustrationen |
|
|
|
Zahlenbilder |
Zahlenbilder |
Zahlenbilder |
UN-Verwaltung im Kosovo (09/2012) |
Kosovo
(05/1999) |
Internationaler Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien (06/2001) |
Der Kosovo |
Der Kosovo ist ungefähr halb so groß wie Hessen und hat eine Bevölkerung von 2.000.000. Ungefähr 90 Prozent der Bevölkerung gehört der Volksgruppe der Kosovo-Albaner an, welche überwiegend Muslime sind. Etwa fünf Prozent der Einwohner sind Serben, die mehrheitlich dem orthodoxen Christentum angehören. Von 1459 bis 1912 war das heutige Kosovo Teil des osmanischen Reichs.
Geschichtliches:
1389 fand bei Pristina die Schlacht auf dem Amselfeld statt, bei der christliche Serben unter der Führung von Lazar Gresljanowitch gegen die Truppen des osmanischen Reiches kämpften und eine knappe Niederlage hinnehmen mussten.
Als relativ sicher gilt, dass während der Schlacht beide Armeen ihre Heerführer verloren. Der osmanische Sultan Murad I wurde der Überlieferung zufolge zuerst von einem adligen Serben names Milosch Kobilowitsch ermordet. Daraufhin übte der Sohn des Sultans Vergeltung und nahm Rache an Lazar und einigen serbischen Adeligen. Seitdem ist die Schlacht auf dem Amselfeld ein serbischer Nationalmythos. Als Folge der verlorenen Schlacht war das heutige Kosovo von 1459 bis 1912 Teil des osmanischen Reichs. Serbien erhielt den Status eines Vasallenstaates.
Nach der Eroberung des Territoriums von den Türken im Jahr 1912 wurde der Kosovo trotz albanischer Bevölkerungsmehrheit (Muslime) zwischen Serbien und Montenegro (überwiegend orthodoxe Christen) aufgeteilt. Nach Ende des zweiten Weltkrieges und dem Aufkommen der kommunistischen Herrschaft in Jugoslawien 1945/46 wurde das autonome Gebiet Kosovo-Metohija in die Teilrepublik Serbien eingeordnet. Seitdem hat es immer wieder Spannungen zwischen der serbischen Minderheit und den Kosovo-Albanern gegeben. 1981 kam es schließlich zu den ersten ernsten Unruhen in der Hauptstadt des Kosovo.
Präsident Slobodan Milosevic, der ab 1986 regierte, nutze den serbischen Unmut und Nationalismus für seinen politischen Aufstieg und beschränkte zunehmend die Autonomie des Kosovo. Zumindest eine zeitlang probierten es die Kosovo-Albaner mit gewaltfreien Widerstand gegen die zunehmende Unterdrückungspolitik Serbiens, doch vergebens.
Nach dem Scheitern des friedlichen Widerstandes kam es 1996 zur allmählichen Radikalisierung der Kosovaren und zu immer häufigeren kriegsähnlichen Kämpfen zwischen der serbischen Sonderpolizei und der Befreiungsarmee für Kosovo (UCK)
Die Folge war Flucht und Vertreibung der kosovarischen Zivilbevölkerung, worauf die NATO ohne UN Mandat und gegen den Willen Russlands eingriff und serbische Militär- und Infrastruktureinrichtungen aus der Luft bombardierte, um - wie behauptet- der Vertreibung und dem "Völkermord" ein Ende zu setzen.
1999 konnte der Krieg im Kosovo mit der Entwaffnung der UCK und dem Zurückdrängen der serbischen Truppen beendet werden. Noch während des NATO Einmarsches flohen 100.000 Serben aus dem Kosovo oder wurden aus diesem vertrieben. Der Kosovo erhielt weitgehende Autonomie innerhalb Serbiens und wurde internationalem Protektorat unterstellt. Die Sicherheit im Kosovo übernahm eine internationale Friedenstruppe unter Nato-Führung (Kfor). Dennoch kam es auch in der Folgezeit immer wieder zu Spannungen, die 2004 in der geteilten Stadt Mitrovica offen eskalierten. Die Aggression richtete sich gegen die in der Region verbliebene serbische Minderheit. Auch Uno-Einrichtungen wurden mehrfach Ziel von Anschlägen. Mehrere Einigungsversuche der Vereinten Nationen unter maßgeblicher Beteiligung Russlands, der EU sowie der USA scheiterten und so erklärte sich der Kosovo im Februar 2008 für unabhängig. Diese wurde bislang von 70 der 192 UN Mitgliedsstaaten anerkannt, darunter auch Deutschland.
Noch im selben Jahr 2008 erfolgte mit dem Angriff auf Georgien die russische Retourkutsche für die Geschehnisse im Kosovo 1999, die von der NATO im Alleingang ohne UN Mandat erfolgt waren. (vgl. Daten und Fakten zum Kosovo (Tagesschau 15.02.2008)
Kosovo-Präsident Sejdiu zurückgetreten (27.09.2010)
Kosovos Präsident Sejdiu zog die Konsequenzen aus einem Urteil des Verfassungsgerichts, wonach er beim Antritt als Staatschef im Jahr 2006 gegen die Verfassung des eigenen Landes verstoßen habe. Es wird ihm zur Last gelegt, dass er den Vorsitz in seiner LDK-Partei lediglich ruhen gelassen und nicht den Parteivorsitz ganz aufgegeben hat.
Im Vorfeld des vom Internationalen Gerichtshof in Den Haag erwarteten Rechtsgutachtens zum völkerrechtlichen Status des Kosovo Ende Juli 2010 erklärte Serbiens pro-europäischer Präsident Boris Tadic unmissverständlich, dass er unter keinen Umständen die Unabhängigkeit des Kosovo akzeptieren werde. Denn schließlich sei der Kosovo mit seinen Klöstern und Kirchenschätzen die Wiege der serbischen Kultur. Die Frage nach der Unabhängigkeit des Kosovo spaltet aber auch das serbische Volk. Während jüngere unter der serbischen Bevölkerung den Kosovo schon als verloren ansehen und der Meinung sind, dass man das Rad der Geschichte nicht mehr zurückdrehen kann, ist die Mehrheit noch immer gegen eine Unabhängigkeit.
Kosovos Präsident Sejdiu schloss eine Abtrennung des überwiegend von Serben bewohnten nördlichen Teils des Kosovo oder einen Gebietstausch in jedem Fall aus.Experten erwarten, dass der Internationale Gerichtshof in Den Haag wohl keiner Seite explizit recht geben wird.
(vgl.Tagesschau vom 22.7.2010):
Ist die Unabhängigkeit des Kosovo rechtens? )
"Es könnte zu größeren Gewaltausbrüchen kommen" (17.02.2008) |
Ein Signal für Separatisten weltweit? (15.02.2008) |
folgende Artikel der Tagesschau zum Kosovo sind
leider nicht mehr online abrufbar:
Regierungspartei im Kosovo in Führung (12.12.2010)
Serbien tut sich schwer mit Wahl im Kosovo (12.12.2010)
Regierung im Kosovo zerbrochen (17.10.2010)
UNO verabschiedet abgeschwächte Kosovo-Resolution (10.09.2010)
Der Präzedenzfall Kosovo (17.02.2009) |
|
|