Hintergrundinformationen & Chronologie der Geschehnisse:
Libyen
Tagebuch eines Konfliktes, Teil
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-> Interaktive Grafik zu Libyen (Spiegel.de)
Stämme, Ölfeldner, Straßen, Bevölkerung, Militär
Libyen. Hintergrundinformationen:
Libyen, der Wachhund Europas, ist seit Mitte Februar selbst zum Mittelpunkt der Unruhen in der arabischen Welt geworden. Die Gewalt dort ist seit Tagen eskaliert. Libyen erhält von der EU Finanzhilfen in Millionenhöhe - auch als Dank dafür, dass Gaddafi in der Flüchtlingsfrage mit den Europäern kooperiert und italienischen Patrouillenbooten erlaubt, in libyschen Hoheitsgewässern Flüchtlinge aufzuspüren und zurückzuschicken. Libyen ist der Schutzwall vor den Toren Europas und schon lange ein Auffangbecken für einen riesigen Flüchtlingsstrom, den zuhause in Europa keiner will.
Hintergrundinformationen zu Gaddafi
Gaddafis Familie gehört einem Berberstamm an. Er genoss als einzigstes Kind in seiner Familie eine Schulbildung. Nach eigenen Angaben wurde er in der Wüste nahe der Stadt Sirte geboren. Im September1969 putschte sich Gaddafi unblutig an die Macht und ist inzwischen Afrikas dienstältester Herrscher, wenn auch jetzt politisch in Bedrängnis. 1977 stellte er seine Staatstheorie vor, die den Islam mit dem Sozialismus verschmilzt.
Gaddafi galt über Jahrzehnte als Pate des internationalen Terrorismus. Am 6. April 1986 kam es in der Berliner Diskothek "La Belle" in der überwiegend US- Soldaten verkehrten zu einem blutigen Terroranschlag, der unzählige Verletzte und drei Tote forderte. Nur wenig später weigerte sich Gaddafi unter anderem libysche Staatsbürger auszuliefern, die nach Ansicht der USA, Großbritanniens und Frankreichs maßgeblich am Absturz eines Passagierflugzeuges über dem schottischen Lockerbie (1988) beteiligt gewesen waren. Bei dem Absturz waren damals 270 Menschen ums Leben gekommen. Ein Jahr später, nämlich 1989 stürzte ein französisches Flugzeug über dem Niger ab. Dabei starben 171 Menschen. Vier Jahre nach den beiden Anschlägen auf Flugzeuge übernimmt Revolutionsführer Gaddafi in einem Schreiben an den UN-Sicherheitsrat die Verantwortung und einigt sich mit den USA und Frankreich auf eine Entschädigung der Hinterbliebenen. In den 80er Jahren wird Gaddafi mit Umsturzversuchen in rund einem halben Dutzend afrikanischer Staaten in Verbindung gebracht. Daraufhin bricht Tunesien kurzzeitig alle diplomatische Beziehungen zu Libyen ab. Wenige Jahre später werden diese jedoch wieder aufgenommen. 2004 willigt Libyen ein, Entschädigungszahlungen an die deutschen - aber nicht die amerikanischen - Opfer des Terroranschlages in der Berliner Discothek "La Belle" zu leisten. Insbesondere der ägyptische Präsident Mubarak bemüht sich um eine Normalisierung der Beziehungen der Weltgemeinschaft zu Libyen. 2003 hebt der UN- Sicherheitsrat die Sanktionen gegen Libyen auf. Libyen wird zu einem wirtschaftlich boomenden Land, in das tausende Ägypter als Gastarbeiter kommen.
Eine besondere Eigenart von Gaddafi war, dass er bei Staatsbesuchen immer ein großes Zelt als Unterkunft mitbrachte. Aber auch seine ausgefallene Garderobe war stets etwas Besonderes. Im Juni 2009 kam es zu einem politischen Konflikt mit der Schweiz, da Libyen zwei Schweizer Geiseln festhielt. Die Lage spitzte sich soweit zu, dass Gaddafi sogar zum Heiligen Krieg gegen die Schweiz ausrief. So verkündete er schließlich "Jeder Muslim in der Welt, der mit der Schweiz zusammenarbeitet, ist ein Abtrünniger und gegen Mohammed, Gott und den Koran." Am 23. September 2009 provozierte Gaddafi den UN-Sicherheitsrat, in dem er diesen als "Terrorrat" bezeichnete und den Vereinten Nationen vorwarf, die eigene Charta zu brechen. Am 10. Oktober 2010 fand das zweite Gipfeltreffen der arabisch-afrikanischen Staatsoberhäupter im libyschen Syrte statt, wo Gaddafi die Staatschefs Ben Ali aus Tunesien, Saleh aus dem Jemen sowie den ägyptischen Staatspräsidenten Mubarak von seinem Traum einer arabischen Union zu überzeugen versuchte. Seine Idee fand jedoch wenig Anklang bei seinen Amtskollegen. Stattdessen wollte man in Zukunft lediglich vermehrt zusammenarbeiten. Am 29. November 2010 traf Bundesaußenminister Guido Westerwelle beim dritten Gipfeltreffen der EU mit den Ländern Afrikas in Tripolis auf den Revolutionsführer. In seiner Eröffnungsrede verlangte er von der Europäischen Union die Zahlung von jährlich 5. Mrd. Euro, um Flüchtlinge an ihrer Weiterreise nach Europa zu hindern, was einer politischen Erpressung gleich kam.
Am 11. Januar 2011 bei seinem Besuch im Nachbarland Tschad war die Welt für Gaddafi noch in Ordnung.
Nur kurze Zeit später, im Februar 2011, brechen in Libyen die Demonstrationen gegen sein Regime aus und Gaddafi verspricht, den Aufständigen zu trotzen und bis zum letzten Blutstropfen zu kämpfen.
Landesinfos:
Libyen ist aufgrund der Milliardeneinnahmen aus den Erdöl- und Erdgasgeschäften wohl neben Algerien mit das reichste Land Nordafrikas, doch die Einnahmen aus der Öl- und Erdgasförderung sind größtenteils in der Vergangenheit verpulvert worden. Insgesamt verfügt das nordafrikanische Land über 5,7 Milliarden Tonnen Rohöl. Ein Großteil der täglich geförderten 1,8 Mio Barrel Öl wird nach Europa exportiert. Libisches Öl gilt als sehr hochwertig. Gaddafi hat es jedoch versäumt, die Ressourcen des Landes sinnvoll zu nutzen und sein Land wirtschaftlich auf die Beine zu stellen. Möglicherweise bekommt er dafür nun die Quittung. Die BASF Tochter Wintershall, die in Libyen 453 Beschäftigte hat, fährt derzeit ihre Produktion runter und bemüht sich Mitarbeiter aus Tripolis sowie aus den Produktionsstätten in der libyschen Wüste außer Landes zu bringen. Normalerweise produziert das Unternehmen hier am Tag bis zu 100.000 Barrel Öl.
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Deutschland erkennt Übergangsrat offiziell an (13.06.2011)
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NATO einig über Libyen-Einsatz (25.03.2011)
Al-Dschasira-Reporter stirbt im Hinterhalt (13.03.2011)
22 skurrile Sekunden mit Regenschirm (22.02.2011)
Unruhen in der arabischen Welt:
Woher kommt die große Unzufriedenheit?
(Sozialkunde Unterrichtsmaterial, Arbeitsblätter)
Aus der Reihe:
Unterrichtshilfen, Lernhilfen
Mit Tunesien fing es an und breitete sich wie eine Welle auf weitere Staaten Raumes aus. Seit Wochen wird der nordafrikanisch-arabische Raum von revolutionsähnlichen Protesten mit vielen Verwundeten und Todesfällen heimgesucht.
Woher kommt der Unmut der Menschen, die zu Hunderttausenden auf der Straße ihre Stimme gegen die Regierenden erhoben haben?
In diesem Arbeitsmaterial wird genau auf diese Frage eingegangen, um dann auch mögliche Folgen durch die politischen Umwälzungen in der Region zu betrachten.
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Arbeitsblätter
für den Unterricht
Inhalt:
- Derzeitiger Zustand in der arabischen Welt
- Ursachen und Gründe für die Unruhen
- Das politische Handeln der “Westlichen Welt”
- Folgen der derzeitigen Zustände
- Aufgaben zum Arbeitsmaterial
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Aufruhr in der arabischen Welt
Mit Tunesien fing es an und breitete sich wie eine Welle auf weitere Staaten des Raumes aus. Seit Wochen wird der nordafrikanisch-arabische Raum von revolutionsähnlichen Protesten mit vielen Verwundeten und Todesfällen heimgesucht.
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